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»Trap« weg -
und wann
schlägt's 13 ?

Stuttgart trifft das Tor nicht mehr

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Stuttgart (WB). Noch sechs Minuten bis zur fünften Stunde. So lange ist der VfB Stuttgart jetzt schon torlos geblieben, und so mutlos wie er sich zuletzt vorgestellt hat, dürfte er auch an diesem Samstag in der Bielefelder SchücoArena kein Schützenfest veranstalten.

Seit 294 Minuten versuchte sich die Mannschaft vergeblich daran, dem Spielziel nachzukommen. Das ist ja auch im Schwabenland nicht sehr viel anders: Schaffe, schaffe, Tore schieße. Aber ach: Sie hatten bisher einen Trainer, der sie nicht ließ. Nun wurde Giovanni Trapattoni entlassen. Sie mochten den Fußball, den er bevorzugte, wohl einfach nicht mehr sehen.
Trapattoni konnte seine Herkunft auch in Stuttgart nicht verleugnen. Früher hat er den AC Mailand verteidigt und als Mitglied der nationalen Abwehr auch ganz Italien. Oft kam er in seinem Leben nicht über die Mittellinie. Später wurde der Trainer Trapattoni zum Meistermacher. Nur zum Hinschauen schön ist seine Spielstrategie nie gewesen. Darum verzweifelten sie allmählich in Stuttgart. Wer dazu dauernd ein Remis vorgesetzt bekommt, wendet sich irgendwann mit Grausen. Um 22.47 Uhr am Donnerstag war es soweit. Per Eilmeldung verbreitete die Agentur: »Trap« hat fertig.
Der Enthusiasmus, den die Verpflichtung des Startrainers vor der Saison auslöste, war bereits auf der Strecke geblieben. Stattdessen gab es nach dem misslungenen Rückrundenstart die Neuauflage der Trainerdiskussion. 0:1, 0:0, 0:0 - keine Resultate, die den 66-Jährigen stützten. Zuletzt gegen Bremen notierte das Fachblatt »Kicker« auch nur noch zwei Chancen für den VfB. Richtig von der Leine ließ er seine Mannschaft eben nie, außerdem mussten die Stuttgarter nach der Inselflucht von Spielmacher Alexander Hleb ohne Inspirator auskommen. So quälten sie sich von Runde zu Runde. Doch auf jedes Anzeichen der Besserung folgten wieder Spiele, die die Welt nicht braucht. Aus dem starren Gefüge, das der Trainer immer anordnete, gab es kein Entrinnen.
Höchstens abseits des Platzes. Zuhause in Dänemark klagten Jon Dahl Tomasson und Jesper Grön-kjaer sehr laut über die »Trap-Taktik«, zu Beginn der Saison hatte die Eliminierung von Kapitän Zvonimir Soldo einen Hauskrach heraufbeschworen. Und dann gibt es Timo Hildebrand, der mit dem »Mister« meistens nicht auf einer Wellenlänge lag und seinen Frust nur unter größter Anstrengung im Zaum halten konnte. Nach der Nullnummer in Köln biss sich der Torwart zuerst auf die Zunge, um dann doch zu meckern, »dass man mit einem 0:0 bei einem, der erst zwölf Punkte hat, nicht zufrieden sein kann. Wir haben ganz andere Ansprüche.«
Platz fünf und aufwärts war die Ausrichtung, unterfüttert von einem Sieg beim FC Bayern im Liga-Cup. Danach dachte auch Trapattoni, einiges müsste gehen in Stuttgart. Er revidierte sich: »Wir haben nicht genug Persönlichkeiten und reife Spieler in der Mannschaft. Sie muss noch lernen und sich entwickeln.« Dies geschieht nun ohne ihn. Der Durchbruch in der Liga, die insgeheim erhoffte Rückkehr in die Champions League, wird so schnell aber auch unter dem neuen Trainer Armin Veh nicht stattfinden.
Trotzdem sind die Bielefelder gewarnt. Eine Formation, bei der ein »Neuer« auf der Bank sitzt, ist immer gefährlich. Und auswärts war der VfB auch unter dem »Alten« nicht schlecht. Die eiserne Defensivdisziplin ersparte den Stuttgartern bisher jede Niederlage, in zehn Spielen wurden sie nur fünfmal »getroffen«. Bei den Unentschieden wird es trotzdem bald »13« schlagen - für Trainer Trapattoni hat es das schon.

Artikel vom 11.02.2006