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Noch gibt Deutschland nicht auf

Daviscup: Haas-Niederlage führt zum 0:2-Rückstand gegen Frankreich

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Jetzt wird es schwer für das deutsche Davis- cup-Team. Nachdem Nicolas Kiefer in der Auftakt-Begegnung im Gerry Weber Stadion Sebastien Grosjean unterlegen war, konnte Tommy Haas nicht für den erhofften Ausgleich sorgen.

Im zweiten deutsch-französischen Re-Match der Australian Open unterlag Haas Richard Gasquet 6:1, 4:6, 4:6, 7:6 (7:1) und 3:6. Damit geht das französische Team mit einer 2:0-Führung in den zweiten Tag. Jetzt wird es in Halle auch eine Frage der Nerven.
Der Frust bei Haas und auch bei Teamchef Kühnen war riesig. Haas erklärte: »Ich bin enttäuscht. Nach dem vierten Satz wähnte ich mich im Vorteil. Aber dann hat er wieder gutes Tennis gespielt. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. War ich aggressiv, hat er mich passiert, war ich zu passiv, hat er Druck gemacht. Ich hoffe, mir fällt noch etwas besseres ein.« Das will auch Kühnen: »Jetzt der Mannschaft Optimismus einzuhauchen wird brutal schwer. Aber das ist doch meine Aufgabe.«
Die Wartezeit hatte die Nummer zwei im deutschen Tennis heiß gemacht. Der Druck nach dem Rückstand war riesig, von Nervenflattern gab es aber zunächst keine Spur. Im Gegenteil. Nach nur 26 Minuten verwandelte der 27-Jährige seinen zweiten Satzball zum 6:1 gegen den französischen Jungstar, der in diesem Jahr noch nicht zur tollen Form von 2005 fand.
Im zweiten Satz wurde dann aber schon klarer, warum Teamkapitän Guy Forget dem 19-Jährigen vertraut. Seinen zweiten Breakball im dritten Spiel nutzte »Prinz Richard« zum Break. Sein erstes Ass brachte den dritten Satzball, den verwandelte er.
Hitzig wurde es dann in Durchgang drei. Diesmal durchbrach die Nummer 1 der Gäste den Aufschlag im siebten Spiel. Stimmung kam dann kurz vor Ende des Satzes auf. Stuhl-Schiedsrichter Adel Aref (Tunesien) ließ einen Ball wiederholen - angeblich war es zu laut in der mit 10 000 Zuschauern gefüllten Arena. Und dann wurde es richtig hektisch. Ostwestfalen im Aufruhr. Oberschiedsrichter Mike Morrissey (Großbritanien) forderte Kühnen auf, die Fans zu beruhigen. Doch das gelang erst im zweiten Versuch. »Bleiben Sie ruhig, unserem Team droht sonst ein Punktabzug.« Aber nicht Haas, sondern Gasguet profitierte davon, gewann diesen Satz ebenfalls mit 6:4.
Aufgebracht war Doppelspezialist Alexander Waske: »Das war die lächerlichste Entscheidung, die ich je erlebt habe. Bei Kiwi ging es um Tatsachenentscheidungen. Da kann es schon mal passieren, dass gegen einen entschieden wird. Außerdem ist der Daviscup doch etwas anderes als ein normales Spiel. In Südamerika fliegen sogar die Stühle. Ich bin mir sicher, dass Patrik an den Internationalen Tennisverband schreiben wird.«
Haas lag jetzt 1:2 in Sätzen zurück - und Gasquet zeigte Nerven. Zwei seiner Doppelfehler hielten Haas im Spiel, doch der konnte diese Vorlagen nicht nutzen. Erst im Tiebreak zündete Tommy endlich noch mal den Turbo. Alles war wieder offen.
Haas startete schwach in den entscheidenden Durchgang. 0:3, 1:5. Plötzlich fing Gasquet an, arrogant zu werden. Haas konterte nach zwei Matchbällen für den 19-Jährigen mit einem ersten Breakball. Der zweite brachte das 2:5. Doch es reichte nicht mehr. Nach 3:37 Stunden hatte Gasquet die Revanche für die Erstrundenniederlage von Melbourne mit seinem vierten Matchball gewonnen.
Die Entscheidung kann also schon im Doppel fallen. Da trifft Haas an der Seite von Waske auf Michael Llodra/Arnaud Clement. Keine guten Aussichten. Denn Llodra ist ATP-Doppelweltmeister. Allerdings an der Seite von Fabrice Santoro. Ein ganz schwacher Hoffnungsschimmer für einen gelungenen Geburtstag von Patrik Kühnen. Wobei noch nicht sicher ist, ob Haas spielt: »Wir müssen uns das noch Mal durch die Köpfe gehen lassen. Aber wenn man mich braucht, bin ich da.«

Artikel vom 11.02.2006