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Den Menschen die Botschaft der
Auferstehung nahe bringen

Stellungnahme der katholischen Geistlichen zum Thema Ruheforst

Neuenheerse (WB). Die Veränderungen, die in den letzten Jahren auf dem Gebiet von Tod und Beisetzung stattfanden, haben die katholischen Geistlichen in Bad Driburg dazu veranlasst, eine Stellungnahme abzugeben. Auslöser dafür ist vor allem die Entscheidung der Stadt, einen Ruheforst in Neuenheerse einrichten zu lassen.

»Die Haltung unserer Kirche zur Urnenbeisetzung hat sich in den letzten Jahren gewandelt: Wird sie nicht als Zeichen gegen die Auferstehung verstanden, dann ist sie uns erlaubt. Wenn sie jedoch aus einer gewissen ÝEntsorgungsmentaltitätÜ kommt, widerspricht sie der Würde des Menschen, wie der Glaube sie sieht, und ist abzulehnen. Auffällig ist, dass sie oft gewählt wird, um Üniemandem zur Last zu fallenÝ. Aus einer Ehrenpflicht ist eine Last geworden. Das wäre eine bedauerliche Entwicklung, die wir nicht mittragen möchten.
In ähnliche Richtung weist das Aufkommen der so genannten anonymen Bestattung: Dadurch dass das Grab nicht gekennzeichnet wird und der Tote namenlos bleibt, wird sein Leben und seine Geschichte praktisch ausgelöscht. Außerdem fehlt den Hinterbliebenen ein Ort der Trauer. Die vielen Denkmäler mit den Namen der gefallenen Soldaten in unseren Orten mit ihren Namenslisten zeigen, dass frühere Generationen einen Ort der Trauer wünschten, um leichter den Schmerz zu bewältigen. Das ferne oder sogar unbekannte Grab wurde hier in die Heimat ÝzurückgeholtÜ.
Uns ist es sehr wichtig, dass die gemeinschaftlichen Formen des Totengedenkens, wie sie seit Jahrhunderten üblich sind, weitergeführt werden: Läuten der Totenglocke, Verlesen des Namens im sonntäglichen Gottesdienst, die Totenmesse und das Begräbnis auf dem Friedhof, das Vier- oder Sechs-Wochen-Gedächtnis und später das Jahresgedächtnis, das Totengebet der Gemeinde, in manchen Gemeinden auch das Totenbuch, der Friedhofsgang zu Allerheiligen mit der Gräbersegnung, das Entzünden von Lichtern auf dem Friedhof, das Totenbildchen, das zum Gebet für die Verstorbenen einlädt, oder in letzter Zeit die Einführung von Trauergesprächskreisen. All das verhindert, dass die Verstorbenen völlig aus dem alltäglichen Leben verschwinden. Eine solche Verdrängung würde vernünftigen Umgang mit der Trauer unmöglich machen.
Auf einem Ruheforst werden Urnen in einem speziell ausgewiesenen Waldgebiet im Wurzelwerk eines Baumes beigesetzt. Diese neue Form bedient sich einer Hochschätzung der freien Natur, der eine besondere Nähe zum ÝGöttlichenÜ zugesprochen wird, oder sogar des Gedankens, man könne in dem Baum weiterleben. Das entspricht nicht unserem christlichen Glauben. Deshalb sehen wir uns nicht in der Lage, kirchliche Beisetzungen im Ruheforst zu halten. Selbst wenn der Verstorbene dem christlichen Glauben nicht widersprechen wollte, soll das Zeugnis der Kirche für den Glauben an die Auferstehung keinesfalls verdunkelt werden. Ein Requiem in der Kirche und die Verabschiedung zur Einäscherung können trotzdem gehalten werden.
Unser Aufgabe ist es nämlich, den Menschen die Botschaft der Auferstehung nahe zu bringen: Christus ist für uns gestorben, damit wir leben: jeder einzelne Mensch mit seinem Leben und seiner Würde über den Tod hinaus.«

Artikel vom 10.02.2006