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Das Warten auf ein Freistoßtor

Mit Standards ist der VfB zu knacken: Korzynietz und Kobylik gefordert

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). »Üben«, sagt Thomas von Heesen. »Wir müssen üben, üben, üben.« Nur wo? Das Abschlusstraining zur Bundesligapartie gegen den VfB Stuttgart am Samstag in der SchücoArena hielt Arminia Bielefeld in der Moorlandschaft Friedrich-Hagemann-Straße ab. Doch der DSC-Coach ist das Jammern leid und sagt: »Mit diesem Problem haben zurzeit viele Mannschaften zu kämpfen.«

Nervig, so von Heesen, sei es für die Spieler trotzdem, dass auf dem Trainingsgrün der Ball nur in den seltensten Fällen dahin rollt, wo er hinrollen soll. Das hielt ihn aber nicht davon ab, mittels zweier Plastik-Kameraden den Schwierigkeitsgrad der Übungen noch zu erhöhen. »Ich habe eine ganze Freistoßmauer bestellt«, berichtet von Heesen. Der Grund liegt auf der Hand. In den bislang 20 Saisonspielen haben die Arminen vergeblich versucht, einen außerhalb des Strafraums ruhenden Ball direkt zu verwandeln. Dabei war auch zuletzt in Mainz die Gelegenheit groß. Besser als bei Bernd Korzynietz' Versuch konnte die Kugel kaum liegen: halb links, 19 Meter Torentfernung. Der Abwehrspieler traf aber nicht das Tor, er traf die Tribüne. Dabei wäre gerade ein Freistoß das probate Mittel, um gegen die defensiv hervorragend gestaffelten Schwaben zum Torerfolg zu kommen. Über einen ausgemachten Freistoßexperten verfügt Arminia aber nicht. Am ehesten ist neben Korzynietz noch David Kobylik zuzutrauen, solch einen ruhenden Ball mal geschmackvoll in den Winkel zu schlenzen. Apropos Kobylik: Von Heesens tschechischer Linksaußen steckt in einem kleinen Tief. Im Spiel in Mainz, in dem Kobylik ungewohnte Stockfehler unterliefen, wurde er Mitte der zweiten Hälfte ausgewechselt. Gegen Stuttgart zählt er trotzdem zur Anfangself. Von Heesen legt sich fest: »David nehme ich nicht raus. Der muss da jetzt durch.«
Ebenfalls nicht zur Diskussion steht die Nominierung von Abwehrspieler Marcio Borges. Obwohl dem Brasilianer beim 1:1 in Mainz nicht zum ersten Mal in dieser Saison eine folgenschwere Dummheit passierte, hält von Heesen an ihm fest. »Die Fouls um den Sechzehner können wir überhaupt nicht gebrauchen. Und die im Sechzehner schon gar nicht. Das muss Marcio klar werden«, fordert sein Trainer. Borges war in Mainz ein überflüssiges Foul an Michael Thurk unterlaufen, das zum Elfmeter und damit zum 0:1 geführt hatte. Freistoß Micoud, Kopfball Fahrenhorst - auch beim 0:1 gegen Bremen war dem Siegtor ein Borges-Foul vorausgegangen
Petr Gabriel, so von Heesen, kratze bereits in den Startlöchern. »Er ist relativ weit. Aber wir müssen behutsam mit ihm umgehen.« Gegen Stuttgart sitzt der Abwehrchef der vergangenen Saison wieder auf der Bank. Arminias Defensiv-Duo heißt auch dieses Mal Westermann/Borges, »weil wir Marcio brauchen. Er ist eine feste Größe, steht zusammen mit Heiko stabil«, erklärt von Heesen.
An Stabilität habe nach seiner langen Verletzungspause auch Rüdiger Kauf gewonnen. Der Schwabe gehört am Samstag gegen seine (Bundes-)Landsleute aus Baden-Württemberg schon wieder wie selbstverständlich zur Anfangsformation. Von Heesen: »Rübe ist super drin, hat in Mainz klasse gespielt und da Silva nicht zur Entfaltung kommen lassen.« Sollte Stuttgarts neuer Coach Armin Veh den unter Trapattoni oft auf die Bank degradierten Jesper Grönkjaer aufstellen, dürfte der Däne die nächste fette Beute von Terrier Kauf sein.
Bielefeld, Spitzenreiter der unteren Tabellenregion, hat sich vorgenommen, als erste Heimelf über den VfB zu triumphieren. Unmöglich ist das nicht, erst recht nicht angesichts der neuen Situation. Denn dass die Schwaben in dieser Serie auswärts noch unbesiegt sind, ist doch wohl an erster Stelle Trapattoni zuzuschreiben . . .

Artikel vom 11.02.2006