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Der Kampf ums Überleben

Zum Tod verurteilter Lemgoer hofft auf neuen Prozess

Miami/Lemgo (dpa). Der aus Lemgo stammende Dieter Riechmann kämpfte in der vergangenen Nacht vor einem Gericht in Floridas um sein Leben.Dieter Riechmann sitzt seit Jahren in der Todeszelle.

Der zum Tode verurteilte 61-Jährige war - wie bereits mehrfach berichtet - 1988 wegen Mordes unter besonders heimtückischen Umständen verurteilt worden, was nach Floridas Gesetzen die Todesstrafe rechtfertigt. Der Häftling selbst behauptet, dass er unschuldig ist.
Das höchste Gericht des Staates beschäftige sich nun in Tallahassee in einer mündlichen Verhandlung mit dem Antrag auf einen neuen Prozess. Eine Entscheidung lag bis zum Redaktionsschluss noch nicht vor. Den Richtern liegt ein mehr als 100-seitiges Papier der Verteidigung vor. Darin erklären Anwältin Terri Backhus und ihr Team, dass ihr Mandant unschuldig und zum Opfer einer ganzen Serie von krassen Fehlern, Verstößen und Täuschungen bei den Ermittlungen und dann im Prozess geworden sei.
Rückendeckung ist von der Bundesregierung gekommen. Sie ließ im Laufe der Zeit nicht nur, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes es formulierte, eine »ordentliche Menge Geld« für die Verteidigung springen, sondern machte sich auch in einer Eingabe bei Floridas Supreme Court für einen neuen Prozess stark. Die Regierung argumentiert unter anderem, dass sich US-Ermittler seinerzeit belastendes Material in Deutschland durch ein Täuschungsmanöver erschlichen und damit gegen internationale Regeln verstoßen hätten.
Riechmann wird vorgeworfen am Abend des 25. Oktober 1987 seine langjährige Lebensgefährtin Kersten Kischnick, eine Prostituierte, während eines Urlaubs in Florida erschossen zu haben. Motiv: Er wollte sich an der kurz zuvor abgeschlossenen hohen Lebensversicherung bereichern. Riechmann beteuert, sich verfahren und angehalten zu haben, um einen Passanten nach dem Weg zu fragen. Der habe eine Waffe gezogen und geschossen.

Artikel vom 10.02.2006