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Überführt Geruch Ehefrau?

Mann erschlagen und zerstückelt - Spezialhunde im Einsatz

Von Christian Althoff
Stukenbrock (WB). Im Fall des zerstückelten Kaufmanns Herbert B. (47) aus Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) setzt die Kripo jetzt Geruchsspurenvergleichshunde ein. Sie sollen herausfinden, ob Ehefrau Marina P. (41) und mögliche Komplizen jene Werkzeuge in der Hand gehabt haben, mit der die Leiche zerteilt worden war.

Die Lettin Marina P. sitzt seit sechs Tagen in Bielefeld in U-Haft. Oberstaatsanwalt Diethard Höbrink wirft ihr vor, ihren Ehemann zwischen dem 27. und dem 30. Januar im Schlafzimmer mit einem Werkzeug erschlagen und das Opfer zerstückelt zu haben. Beim Beseitigen der Leiche sollen ihr zwei Russlanddeutsche geholfen haben. Bei ihnen hatte Marina P. (angeblich mit Wissen ihres Ehemannes) das Tat-Wochenende verbracht, während ihr Mann ihrer Aussage zufolge geschäftlich nach Berlin gefahren sein soll.
Die Mordkommission hat von allen drei Tatverdächtigen Geruchsspuren genommen. Dabei mussten sie Edelstahlröhrchen anfassen, die zuvor in einem Ofen bei 400 Grad geruchsneutral gemacht worden waren. Durch das bloße Anfassen lagerte sich der individuelle Geruch jedes Teilnehmers an »seinem« Röhrchen ab. Dieses Geruchsbild sollen die Hunde mit Geruchsspuren von der Tatwaffe (angeblich ein Hammer) sowie mit den Werkzeugen vergleichen, mit denen der Tote zerstückelt worden war. Diese Gegenstände waren auf dem Grundstück der Eheleute sichergestellt worden.
Wie ein Geruchsvergleich funktioniert, erklärt Christian Wolff von der Diensthundeführerschule in Schloß Holte-Stukenbrock - der einzigen Polizeidienststelle Deutschlands, die über solche Hunde verfügt und allein im vergangenen Jahr 141 entsprechende Einsätze hatte. »Das Röhrchen des Tatverdächtigen sowie Röhrchen von sechs weiteren, unverdächtigen Personen gleichen Alters und Geschlechts legen wir auf einem Tisch aus. Zunächst muss der Hund an einem Gegenstand einer unverdächtigen Person schnuppern, wie etwa einem Feuerzeug, und diese Spur dem entsprechenden Röhrchen zuordnen. Anschließend lassen wir ihn am Tatwerkzeug riechen und führen ihn wieder zu den sieben Röhrchen, wo der Hund dann möglicherweise am Röhrchen des Tatverdächtigen kratzt.« Dieser Test wird nacheinander von insgesamt drei Hunden durchgeführt und auf Video aufgezeichnet. Zeigten alle Tiere beim selben Röhrchen an, betrage die Wahrscheinlichkeit, dass der Tatverdächtige auch den fraglichen Gegenstand in der Hand gehalten habe, 1:1,2 Millionen, sagte Wolff. »Das hat ein Mathematiker der Uni Paderborn errechnet.«
Oberstaatsanwalt Höbrink sagte, so ein Spurenvergleich könne »kein alleingültiger Beweis, aber ein Indiz in einer ganzen Kette« sein. Dagegen erklärte Rechtsanwalt Detlev Stoffels aus Paderborn, der die Ehefrau vertritt, es sei nicht verwunderlich, wenn Gegenstände aus dem Haus des Ehepaares auch den Geruch der Frau trügen. Ergebnisse der Tests lagen gestern noch nicht vor.
Noch nicht klären konnte die Mordkommission, wo und mit wem Marina P. in den vergangenen Wochen ihre Tage verbracht hat. Oberstaatsanwalt Höbrink bestätigte gestern, dass der Ehemann die Frau zwar morgens zu ihrem kleinen Modegeschäft in Paderborn gefahren habe, der Laden jedoch nur selten geöffnet gewesen sei. Höbrink: »Irgendwo muss sich die Frau ja tagsüber aufgehalten haben.«
Eine Durchsuchung des Geschäfts am Mittwoch soll die Mordkommission nicht weitergebracht haben.

Artikel vom 10.02.2006