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Dr. Klaus Bockermann wird von Grund auf neu rechnen müssen.

»Wir reden nicht mehr über Ästhetik«

SPD/LBA setzen in der Ratssitzung neuen Planungsauftrag an Engeraner Fachbüro durch

Von Reinhard Kehmeier
Löhne (LZ). Der Rat zollt der schwierigen Haushaltslage Tribut: Der mit der Planung des Neubaus der Blomeyer-Brücke beauftragte Engeraner Architekt soll sich noch einmal mit dem Übergang befassen und eine deutlich preiswertere Lösung erarbeiten. Das wurde am Mittwochabend mit 23 Stimmen von SPD und LBA gegen 21 von CDU, FDP und Bunte Liste beschlossen.

Damit setzten sich zwei Ratsparteien durch, deren Anträge für eine Kostendeckelung in unterschiedlicher Höhe für die bereits im September verabschiedete Brückenplanung bisher im Rat gescheitert waren. Dem SPD-Begehren eines erneuten ArchitektenAuftrags wollte sich zunächst auch die FDP anschließen, wie ihr Fraktionsvorsitzender Uwe Neuhaus in der Sitzung erklärte. Als Bürgermeister Kurt Quernheim darum bat, eine interfraktionelle Sitzung der Ratsparteien am kommenden Montag abzuwarten, entschieden sich die Liberalen bei der Abstimmung anders.
»Wir reden nicht mehr über Ästhetik, sondern über Sparmaßnahmen«, meinte der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Gerd Krahe und erhielt dafür Beifall von den Zuhörern auf der Empore des Rathaussaals. Die Kosten seien im Fluss, aber nach oben, bemerkte Wolfgang Böhm (SPD) und forderte ein deutlich anderes Modell.
Dr. Hermann Ottensmeier, Vorsitzender der LBA-Fraktion, nannte die seinerzeit vorgestellte zweite Variante um 100000 Euro günstiger. Erstaunt über das Vorhaben einer neuen Auftragsvergabe äußerte sich Horst Schäffer (CDU): »Die Kosten für die jetzige Planung sind trotzdem zu zahlen.«
Bürgermeister Kurt Quernheim erinnerte daran, dass im September die Neuplanung der Adolf-Blomeyer-Brücke als Verbindung zwischen Innenstadt und Gymnasium von allen Fraktionen abgesegnet worden sei. Auch die sachkundige Bürgerin Christa Südmersen als Vertreterin der Löhner Bürger Allianz (LBA) im so genannten Findungsgremium habe sich nicht dagegen gewandt: »Ich habe nichts davon gehört, dass dies nicht die richtige Planung ist.« Gerd Kölsch (CDU) betonte, dass erst die weiteren Kosten auf den Tisch müssten, wenn es einen neuen Planungsauftrag geben solle.
Allein Ulrich Adler (Bunte Liste Löhne) plädierte weiterhin dafür, dass es nicht ausreiche, nur die preiswerteste Variante im Auge zu haben: »Das ist eine stadtgestalterische Aufgabe.«
Der Holzüberbau der Adolf-Blomeyer-Brücke, die 1979 errichtet wurde, ist durch Witterungseinflüsse und Pilzbefall erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb ist für den 109 Meter langen Übergang Ersatz notwendig. Die Lösung des Wettbewerbssiegers wird einschließlich Nebenkosten auf etwa 650000 Euro veranschlagt.
Diplom-Ingenieur Dr. Klaus Bockermann vom Engeraner Fachbüro Bockermann Fritze Ingenieur Consult (BFI) und Architekt Dirk Stanczus hatten mit einer fischbauchförmigen Konstruktion die Löhner Gremien überzeugt, bis am 20. Oktober die Löhner Bürger-Allianz dem Neubau die Zustimmung verweigerte und von SPD und LBA Kostendeckelungen in unterschiedlicher Höhe gefordert wurden.
Architekt Dirk Stanczus aus Lübbecke bedauerte, dass »das Auge über der Werre« - in Anspielung auf die besondere Form der Konstruktion - nicht verwirklicht werden soll. Er äußerte gegenüber der LÖHNER ZEITUNG seine Verwunderung darüber, dass zuerst ein Wettbewerb ausgeschrieben wurde, um eine architektonisch interessante Lösung zu finden, und dann doch eine Normalversion infrage komme. »Wir hätten das Auge gern gebaut«, sagte Stanczus.

Artikel vom 10.02.2006