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Maik Perez-Pereira hat in der Zweirad-Werkstatt Unglaube schon einen Roller unter Aufsicht repariert.

Praktikum bietet Schülern
Einblicke in die Berufswelt

78 Gymnasiasten haben für 14 Tage Schulbank verlassen

Versmold (js/ks). Wie immer müssen sie jeden Morgen früh aufstehen. Doch anstatt zur Schule, geht es für die 78 Schüler der Jahrgangsstufe 10 des CJD Gymnasiums in Versmold zur Arbeit. Bis heute absolvieren sie ihr zweiwöchiges Schülerbetriebspraktikum. In den Bereichen Handwerk, Dienstleistung, Produktion, Gesundheit, Verwaltung, Medien oder in sozialen und erzieherischen Einrichtungen lernen sie den Berufsalltag kennen.
Einer dieser Praktikanten ist Maik Perez-Pereira. Der Arbeitstag in der Zweirad-Werkstatt Unglaube beginnt für ihn um 9 Uhr. Hier erledigt er jede Arbeit, die gerade anliegt. Zuletzt hat er an einem Roller eine Welle ausgewechselt. Dass er dabei dreckig wird, stört ihn überhaupt nicht. »Ich habe den Roller ganz allein repariert«, erzählt Maik. Sein Chef Frank Unglaube oder der Auszubildende Chris Rodefeld schauen nach erledigter Arbeit noch einmal zur Kontrolle nach. »Maik macht seine Sache ganz gut und ist motiviert«, findet der Azubi. Kein Wunder, in seiner Freizeit bastelt der Gymnasiast an seiner eigenen Maschine zu Hause. Dies ist auch der Grund, warum er diesen Praktikumsbetrieb gewählt hat. Hier kann er sein Hobby für kurze Zeit zum Beruf machen. »Aber später möchte ich keine Ausbildung in einer Werkstatt machen, sondern diese Arbeit lieber als Hobby beibehalten«, erklärt der 17-Jährige.
Einen komplett anderen Berufszweig lernt Hannah Plogmann kennen. Sie arbeitet in der Buchhandlung Krüger, wo sie zum Beispiel Schaufenster dekoriert, Pakete auspackt, die Lageraufnahme durchführt. »Dabei habe ich eine Liste, mit deren Hilfe ich das Lager durchgucke und alte Bücher aussortiere. Die werden dann an den Verlag zurückgeschickt, um Platz für neue Bücher im Sortiment zu schaffen«, erklärt die Schülerin.
Die Gymnasiastin liest selbst viel in ihrer Freizeit, weshalb sie sich für diesen Praktikumsplatz entschieden hat. »Leider komme ich hier nicht zum Lesen. Aber ich habe ein tolles Buch entdeckt«, erzählt die 16-Jährige. Zwischen den Bücherregalen ist Hannah häufiger zu finden als in der Schreibwarenabteilung. Ihr macht besonders die Kundenbetreuung Freude. Das ist in ihren Augen eine relativ anstrengende Arbeit: »Die Füße tun vom Stehen ganz schön weh.« Schließlich ist sie von 8.30 bis 13 Uhr und nachmittags von 14.30 bis 18 Uhr auf den Beinen.
Timo Lipper und Simon Flottmann dagegen haben sich einen Praktikumsplatz in einer völlig gegensätzlichen Branche gesucht. Die beiden arbeiten im Katharina-von-Bora-Haus. Hier verbringen sie in der Frühschicht von 7 bis 14 Uhr und in der Spätschicht von 14 bis 20 Uhr ihre Zeit in der Tagespflege sowie im Wohnbereich 3, wo besonders pflegebedürftige Senioren leben. »Es macht viel Spaß, sich um die Menschen zu kümmern. Besonders wenn ein dankbares Lächeln die Antwort auf meine Hilfe ist«, freut sich Timo Lipper.
Der Gymnasiast spielt mit den alten Leuten Karten, unternimmt Spaziergänge mit ihnen und hilft beim Essen. »Ich habe schon vorher hier gearbeitet und kannte daher meine Aufgaben. Es ist eine interessante Erfahrung, die ich machen kann«, antwortet er auf die Frage, weshalb er diesen Praktikumsplatz gewählt hat. »Außerdem kann ich den Menschen das Gefühl geben, nicht allein zu sein.« Der Schüler überlegt schon jetzt, nach seinem Schulabschluss ein freiwilliges einjähriges Praktikum im Altenzentrum zu machen.
Zwar freuen sich viele Praktikanten, dass die Schule wieder losgeht, doch hat ihnen allen das Praktikum viel Freude bereitet.

Artikel vom 10.02.2006