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Fragebögen
und Praxistest
im Backofen

Drei Heeper bei »Jugend forscht«

Von Elke Wemhöner und Hand-Werner Büscher (Fotos)
Heepen (WB). Eine Invasion von 100 Seidenschwänzen, der komplizierte Schleudermechanismus einer Samenkapsel oder das Frühstücksverhalten 12- bis 13-Jähriger - das ist der Stoff, aus dem Forschungsarbeiten sein können.

Eine Schülerin und zwei Schüler des Gymnasiums Heepen haben sich dieser Themen angenommen und präsentieren sie beim Regionalwettbewerb »Jugend forscht« Mitte Februar in Herford. Marianne Kuntz (18 Jahre; Jahrgangsstufe 13), Till Neuhaus (14, 8. Jahrgang) und Florian Schneider (10; 5. Jahrgang) wurden dabei von Dr. Gudrun Meya betreut, die am Gymnasium Biologie- und Chemieunterricht erteilt. Sie ist ebenso gespannt wie ihre »Schützlinge« und muss sich in Geduld fassen. Am Samstag, 18. Februar, sind die drei auf sich gestellt: Eltern, Lehrer oder sonstige Betreuer müssen draußen bleiben.
Nicht nur wenige Exemplare, nein - ein ganzer Schwarm von Zugvögeln aus der Taiga tauchte im Dezember 2004 in Heepen auf. Marianne Kuntz hatte sie sozusagen vor der Nase, denn die Seidenschwänze mit den bunten Federn an Schwanz und Flügeln stärkten sich an den heimischen Beerenfrüchten rund um das Heeper Schulzentrum. Das Phänomen weckte ihr Interesse, sie forschte nach - und entdeckte in der Literatur viele faszinierende Details. Akribisch sammelte sie Fakten in Fachpublikationen der Ornithologen, erstellte Datensammlungen und Grafiken. Ihre These: bei dieser Vogelart tritt eine Zugunruhe auf, die von Genen und Umweltfaktoren gesteuert wird.
Auch bei Till Neuhaus gab es einen »Auslöser« für seine Forschungsarbeit. Die Aussage der ehemaligen Gesundheitsministerin Renate Künast, die deutschen Kinder und Jugendlichen seien insgesamt zu dick, wollte er genauer untersuchen. Um an geeignete Daten zu gelangen, entwickelte er selbst einen umfangreichen Fragebogen, den die drei 7. Klassen der Schule ausfüllten. Till beließ nicht dabei zu fragen, ob und was die Mitschüler daheim frühstücken und ob sie etwas für die Pause mitnehmen. Er wollte auch wissen, wieviel Zeit die Schüler bei sportlichen Hobbys verbringen und vor dem Computer sitzen. Der 7. Jahrgang am Heeper Gymnasium - das steht fest - hat eine vernünftige Einstellung zur Ernährung, könnte sich allerdings (zumindest die Mädchen) noch mehr bewegen.
Die Pflanze mit dem hübschen rosaroten Blüten ist eigentlich ein Fremdling, denn das Indische Springkraut stammt aus dem Himalaja. Und wenn nicht englische Kaufleute die Samen mitgebracht hätten, würden noch eine Million Jahre vergehen, ehe sie Europa erreicht hätte. Denn ihre Fruchtstände haben eine faszinierende Fähigkeit: sie schleudern die Samen 4,67 Meter weit. Florian Schneider hat dies ausgiebig untersucht und mit den Samenkapseln viele spannende Experimente angestellt. Die Sprungkraft unter Hitzebedingungen (Backofentest) war nur eine davon. Das Material für seine Arbeit hatte er vor der Haustür. Im elterlichen Garten gibt es Springkraut in großer Zahl.

Artikel vom 09.02.2006