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Bayern versinkt
im Schneechaos

Unwetterwarnung für die Küste

München/Hamburg (dpa). Der Winter zieht alle Register: Nach starken Schneefällen in Bayern riefen die Behörden gestern in vier Landkreisen Katastrophenalarm aus. Für die Nordseeküste und das Gebiet um Helgoland dagegen wurde eine Unwetterwarnung herausgegeben. Orkanartige Böen werden erwartet.
In Bayern müssen pausenlos Häuser und Autos von den Schneemassen befreit werden.

In Bayern und Österreich brachen mehrere Dächer unter der Schneelast ein. Verletzt wurde niemand. Vielerorts waren die Gebäude mit einer mehr als einen Meter hohen Schneeschicht bedeckt. Hunderte Helfer, auch von Bundeswehr und Bundespolizei, schaufelten Dächer frei. Mehrere Gebäude mussten evakuiert und gesperrt werden, darunter auch Schulen und ein Kindergarten. Besonders angespannt war die Situation in den Landkreisen Passau, Deggendorf, Freyung-Grafenau und Regen, wo Katastrophenfall ausgerufen wurde.
Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht: »Wir erwarten eine weitere Verschärfung der Situation durch Schnee- und Regenfälle«, sagte ein Sprecher des Landratsamtes Passau. Der Alpenrand bekommt bis Samstagmorgen noch einmal bis zu 50 Zentimeter Neuschnee, in den Hochlagen kann es örtlich auch ein ganzer Meter sein, sagen die Wetterfrösche voraus.
Bei bis zu 50 Zentimetern Neuschnee gab es in Niederbayern und der Oberpfalz zahlreiche Verkehrsunfälle. In Oberfranken fiel vereinzelt der Strom aus, Autobahnen wurden für Schwertransporter gesperrt. Im Fichtelgebirge und der Fränkischen Schweiz waren Straßen von umgestürzten Bäumen blockiert.
Starke Schneefälle haben auch in der Eifel zu erheblichen Verkehrsbehinderungen geführt. Im Kreis Euskirchen entlud sich ein Wintergewitter mit starken Schneefällen in den Höhenlagen und legte teilweise den Verkehr lahm. Auf der so genannten Himmelsleiter B 258, die von Aachen zur Eifel ansteigt, blieben mehrere Lkw stecken.
In Schleswig-Holstein überflutete Wasser von umliegenden Feldern die Autobahn A 24 von Berlin nach Hamburg, weil es bei Talkau auf dem gefrorenen Boden nicht versickern konnte. Die Feuerwehr pumpte mehrere Stunden lang Wasser von der Fahrbahn. In Sachsen bestand auf der A 4 Dresden-Chemnitz Aquaplaning-Gefahr, Bundesstraßen waren nicht befahrbar.
Nach Überschwemmungen im Bereich des Flusses Schwarze Elster in Ostsachsen wurde bei Hoyerswerda die höchste Warnstufe 4 ausgerufen. Weil bei Elsterwerda ein Abschnitt der Bahnstrecke Dresden-Berlin überflutet wurde, mussten Fernzüge umgeleitet werden.
In Sachsen-Anhalt kam es vor allem in den Landkreisen Anhalt- Zerbst, Bitterfeld und Wittenberg sowie in Dessau zu Behinderungen. Behinderungen wurden auch aus Brandenburg und Nordrhein-Westfalen gemeldet. In der Eifel legte ein Wintergewitter den Verkehr teilweise lahm.
In Oberösterreich kamen beim Einsturz des Dachs einer Schule in Kopfing nahe der bayerischen Grenze 100 Schüler und ihre Lehrer mit dem Schrecken davon. Sie konnten rechtzeitig ins Freie gebracht werden.
Drei Wochen nach der Einstellung der Schifffahrt wegen Eises ist die Elbe wieder für Schiffe befahrbar. Auf der Oder sind sechs Eisbrecher aus Deutschland und Polen im Einsatz, um den seit Wochen zugefrorenen Fluss wieder schiffbar zu machen.
Moskau zitterte am Mittwoch weiterhin bei Extremfrost von 25 Grad und in der Nacht 30 Grad minus. In den kommenden Tagen soll die Kälte in Richtung Westen ziehen.

Artikel vom 09.02.2006