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Nordsee-Öl wird knapp

Förderung geht zurück - aber Rekordjahr für Öl-Multis

Hamburg (dpa/WB). Das Öl aus der Nordsee, eine der wichtigsten Energiequellen Europas, geht zur Neige. Die Förderung erreichte 1999 ihren Höhepunkt und geht seitdem zurück. Unterdessen haben die großen internationalen Ölkonzerne im vergangenen Jahr Rekordgewinne eingefahren.

Die Reserven, die noch unter dem Meeresgrund lagern, nehmen Jahr für Jahr ab. »Es war eine große Überraschung als wir in der Nordsee Öl fanden, doch 2020 wird nichts mehr davon übrig sein«, sagt der Geologe Colin Campbell. Die Nordsee ist ein Beispiel für den Glaubenskrieg ums Öl. Während einige Experten die erschöpften Lagerstätten als Menetekel für das Ende des Öl-Zeitalters betrachten, sehen andere gerade in der Nordsee ein Zeichen der Hoffnung: Die Vorräte hätten schließlich doppelt so lange gereicht, wie ursprünglich geplant.
Etwa ein Drittel des von Deutschland importierten Rohöls stammt aus der Nordsee. Im vergangenen Jahr reduzierte sich die britische Förderung um zwölf Prozent auf 83 Millionen Tonnen, während die Norweger 136 Millionen Tonnen aus der Nordsee förderten, acht Prozent weniger als 2004. Gleichzeitig gingen Norwegens Reserven um 8,3 Prozent auf 1,04 Milliarden Tonnen und die britischen Reserven um 11,8 Prozent auf 538 Millionen Tonnen zurück. Das Ende der Förderung steht noch nicht unmittelbar bevor, aber es gerät in Sichtweite.
Der Mineralöl-Riese BP will ebenso wie andere Unternehmen dennoch weiter in die Nordsee-Förderung investieren, auch wenn nun kleinere Felder mit geringerer Ergiebigkeit erschlossen werden müssen. Allein im laufenden Jahr seien mehr als zwei Milliarden Euro Investitionen in bestehende Felder und neue Aktivitäten geplant, auch als Folge der gestiegenen Weltmarktpreise.
Die hohen Preise für das schwarze Gold haben den großen US-Ölfirmen ExxonMobil und ChevronTexaco sowie den europäischen Branchenführern BP und Royal Dutch Shell die jeweils höchsten Gewinne ihrer Unternehmensgeschichte beschert. ExxonMobil erzielte 36,1 Milliarden Dollar Gewinn - soviel wie kein anderes US-Unternehmen. Die Bilanz des zweitgrößten US-Ölkonzerns Chevron fiel vergleichsweise bescheidener aus, markierte aber mit 14,1 Milliarden Dollar ebenfalls einen Rekord. Der britische Ölmulti BP meldete mit 19,31 Milliarden Dollar ebenfalls das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Die niederländisch-britische Royal Dutch Shell kam auf einen Rekordgewinn von fast 23 Milliarden Dollar, etwa ein Drittel mehr als im Jahr zuvor.

Artikel vom 09.02.2006