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Ehefrau weist
Schuld von sich

Polizisten finden Kopf des Opfers

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Marina P. (41), die ihren Ehemann getötet und zerstückelt haben soll, hat sich gestern über ihren Anwalt an die Öffentlichkeit gewandt. »Ich habe mit Herberts Tod nichts zu tun!«, ließ sie aus der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede übermitteln, wo sie in Untersuchungshaft sitzt.

Ihr Mann sei am Samstag, dem 28. Januar, von einem Freund abgeholt worden, den sie nicht gekannt habe. Die beiden hätten geschäftlich nach Berlin gewollt. »Als der Ehemann Sonntagabend nicht nach Horn-Bad Meinberg zurückgekehrt war, hat sich meine Mandantin sehr große Sorgen gemacht«, erklärte ihr Anwalt Detlev Stoffels aus Paderborn. Wegen ihrer Sprachschwierigkeiten habe sich die Lettin aber nicht sofort an die Polizei gewandt. Die stand dann am Mittwoch unvermutet vor dem Einfamilienhaus, weil der Arbeitgeber von Herbert B. Vermisstenanzeige erstattet hatte. »Meine Mandantin hat ein Foto ihres Mannes herausgesucht und ist dann in Begleitung zweier dolmetschender Bekannter zur Polizei nach Detmold gefahren. Dort hat sie ausgesagt, nichts über den Verbleib ihres Mannes zu wissen.«
Zwei Tage später, am Freitag, nahmen Polizisten nicht nur die Ehefrau fest, sondern auch die beiden Deutschrussen, die sie zur Polizei begleitet hatten. Denn in der Zwischenzeit waren erste Leichenteile des vermissten Mannes 500 Meter vom Haus entfernt im Wald gefunden worden. Die Mordkommission warf den Deutschrussen vor, der Ehefrau beim Zerteilen und Beseitigen der Leiche geholfen zu haben. Doch dafür gab es keinerlei Beweis, der Haftrichter ließ die Männer wieder frei. Gegen Marina P. erließ er einen Haftbefehl wegen Totschlags - nicht zuletzt, weil im Haus des Ehepaares Blut und in der Garage Leichenteile gefunden worden waren. Seit Montag waren immer mehr menschliche Überreste in einem nahen Wald entdeckt worden, gestern fanden Polizisten auch den Kopf des Opfers. Die Suche nach weiteren Leichenteilen wird heute fortgesetzt.
Rechtsanwalt Stoffels hat Marina P. inzwischen zweimal im Gefängnis besucht: »Sie weint viel und macht auf mich einen verzweifelten Eindruck.« Dass sie trotz dieser Verfassung in den insgesamt 15 Stunden dauernden Vernehmungen nicht zusammengebrochen sei, spreche eher für ihre Unschuld, sagte der Strafrechtsexperte. Die Frau habe ihm berichtet, dass es zu keinerlei Streit mit ihrem Mann gekommen sei. »Auch Bekannte des Ehepaares, die ich befragt habe, wissen nichts von einer schwelenden Auseinandersetzung«, sagte der Anwalt. Allerdings habe Marina P. den Eindruck gehabt, ihr Mann sei in Geldschwierigkeiten: »Er wollte aber nicht mit ihr darüber sprechen.« Eine Erklärung für die Leichenteile in der Garage gab die Frau dem Anwalt nicht. Er hat gestern eine Haftprüfung beantragt, die kommende Woche stattfinden soll. »Ich hoffe, dass der Haftbefehl dann außer Vollzug gesetzt wird.«
Marina P. stammt aus Riga, wo ihre Kinder aus erster Ehe studieren - die Tochter Jura, der Sohn Holzwirtschaft. Marina P. hatte den Diplom-Kaufmann Herbert B. über eine Partnervermittlung kennengelernt und ihn 2005 geheiratet.

Artikel vom 09.02.2006