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Ein Familienmensch
mit »Benzin im Blut«

Rennfahrerin Mareike Rosteck sucht noch Sponsoren

Von Jan Lüdeke
Bielefeld (WB). Seit 14 Jahren fährt Mareike Rosteck (20) aus Bielefeld Motorsportrennen. Ihr Zimmer ist geschmückt mit unzähligen Pokalen. Privat kann sie schon mal vergesslich sein, wird nicht umsonst »Trödel« genannt. Doch sobald ein Motor läuft, ist sie Rennfahrerin pur.

»Ich habe Benzin im Blut«, sagt Mareike Rosteck. Sie lacht dabei. »Ich lache immer.« Denn lachen, das tut sie für ihr Leben gern.
Rostecks Leben ist der Motorsport. Denn wer Benzin im Blut hat, der hat »natürlich auch im Blut, schnell zu fahren.« Manchmal drückt Mareike in ihrem privaten Gefährt zu sehr auf's Gas. »Es ist schrecklich, mit ihr Auto zu fahren«, scherzt Mechaniker und Kumpel Michael Kuschel.
Zu diesem für Mädchen eher außergewöhnlichen Sport ist Mareike durch ihren Vater Wolfgang Rosteck gekommen. Der fuhr früher selber Rennen. Seine Tochter nahm er überall mit hin.
Sechs Jahre war »Reiki« alt, als sie zum ersten Mal ihren Fuß auf ein Gaspedal setzte. »Eigentlich sollte ich überhaupt nichts erzählen«, erinnert sich Rosteck. »Doch sie stieg in ein Kart und fuhr einfach los.«
Von da an war die gebürtige Herforderin nicht mehr zu halten. Über Kart-Slalom kam Rosteck zum Kartrennen, nahm an Wettbewerben in Kerpen und am Nürburgring teil. Im Alter von 16 Jahren kletterte Mareike dann auf die nächste Sprosse der »Rennfahrer-Leiter«. Für die nächsten zwei Jahre bis zu ihrer Volljährigkeit war Auto-Slalom angesagt. Die Erfolge - mehrere Siege und viele vordere Platzierungen - sprechen für sich.
Seit 2004, einem ereignisreichen Jahr im bisherigen Leben der Mareike Rosteck, fährt sie Autorennen. Im selben Jahr machte Rosteck ihr Abitur, begann kurz darauf mit einer Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel bei Böllhoff. Da sie nebenbei einem weiteren Nebenjob nachgeht, »sieht man Mareike nicht viel«, erzählt Michael Kuschel. Stress hat »Reiki« deshalb nicht mit ihren Freunden. »Man muss das akzeptieren«, findet Kuschel. Einige Freunde sind immer dabei. »Kuschel« natürlich, Freundin Sarah Seidel, »das Mädchen für alles«, und ab und zu Michael Röhr als zweiter Mechaniker.
Freunde sind wichtig für Mareike Rosteck. Doch es gibt Menschen, die sie über alles in der Welt stellt. »Ich bin Familienmensch total«, sagt sie. Und lacht dabei. Papa Wolfgang ist ihr großes Vorbild, Mama Susanna ist, soweit möglich, überall dabei. Und dann gibt es noch die kleine 15-jährige Schwester Melissa. »Die fängt auch bald mit Auto-Slalom an«, doch glaubt man Mareike Rosteck, wird die kleine Schwester nicht in ihre Fußstapfen treten: »Melissa hat andere Interessen. Und sie kommt eher nach unserer Mutter. Ich komme nach unserem Vater.«
Neben ihrem Vater hat Rosteck ein zweites Vorbild. Und damit zurück zum Sport. »Reiki« fährt im Team von Daniel Schrey in der Youngtimer Trophy. »Was der mir beigebracht hat, ist Wahnsinn.«
Mit ihrem VW Golf GTI, Baujahr 1977, wurde sie im vergangenen Jahr Dritte von 13 Fahrern in ihrer Klasse, insgesamt belegte sie Rang 37 bei rund 200 Teilnehmern. Ein wenig schüchtern fügt sie an: »Und ich war beste Dame.«
Acht Rennen umfasst die Youngtimer Trophy - ein kostspieliges Unterfangen. 2005 konnte Mareike alle Rennen bestreiten. Für die im April startende Saison werden aber noch händeringend Sponsoren gesucht. »Nach dem momentanen Stand könnte ich höchstens drei Rennen bestreiten.« Unterstützt wird Rosteck aktuell vom Autohaus Wehmeier & Castrup, dem ADAC Ostwestfalen-Lippe und Oltrogge. Sie weiß um die Probleme: »Es ist schwierig, Sponsoren zu finden, für die es interessant ist, auch auf Rennstrecken in Belgien oder anderen Teilen Deutschlands zu werben.« Bei diesem Thema vergeht »Reiki« das Lachen.
»Weiterkommen will ich immer«, lautet das Motto der 20-Jährigen, die sich selbst als vernünftige Rennfahrerin beschreibt: »Ich denke mit, andere schalten ihr Hirn komplett aus.«
Doch ohne Sponsoren könne sich Rosteck höhere Ziele abschminken. Ihr großer Traum ist es, einmal bei den Deutschen Tourenwagen-Meisterschaften teilzunehmen. »Das wäre schon toll. Aber wir bleiben realistisch. Ich setze mir keine zu hohen Ziele. Sonst bin ich am Ende nur enttäuscht.« Als Mareike Rosteck das sagt, klingt alles andere als Enttäuschung durch. Man spürt die Begeisterung für den Motorsport. Sie ist glücklich. Und lacht.

Artikel vom 11.02.2006