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»Deutschland ist in
Halle der Favorit«

Gasquets Form sorgt Frankreichs Teamchef Forget

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Heute legt er endlich seine Spieler-Karten auf den Tisch. Bis gestern war sich Guy Forget zumindest öffentlich noch nicht sicher, wer das zweite Einzel neben Sebastien Grosjean spielen wird. Eines ist aber für den französischen Teamchef klar: »Deutschland ist in Halle der Favorit. Dass wir die letzte Partie 1996 5:0 gewonnen haben und im direkten Vergleich mit 4:2 führen, ist nur Statistik.«

Heute wird um 12 Uhr im Gerry Weber Stadion gelost. Und egal, in welcher Reihenfolge gespielt wird, für Forget sind »die Erstrunden immer schwierig, man muss immer mit einem Abstiegsspiel rechnen. Man kann es sich nicht erlauben, schlecht zu spielen.«
Die Favoritenrolle will sich Forget nicht zuschieben lassen, denn »die Deutschen haben zwei unserer besten Spieler in Melbourne geschlagen«. Tommy Haas schlug Richard Gasquet in der ersten Runde der Australian Open, Nicolas Kiefer bezwang Sebastien Grosjean im Viertelfinale. Für den französischen Teamchef kein Nachteil. »Zumindest hat uns das die Augen geöffnet für ihr wahres spielerisches Können. Es ist eine rechtzeitige Warnung an meine Spieler gewesen, diese Begegnung sehr, sehr ernst zu nehmen.«
Verzichten wird Forget in Halle auf Fabrice Santoro. Das sorgte nicht nur bei der Tennis-»Grande Nation« für Aufsehen. Die offizielle Erklärung: »Ich habe ihm in Austalien beim Spielen zugesehen, und seine Fährigkeiten haben mich überzeugt. Ich dachte, dass der Zeitpunkt gekommen wäre, ihn wieder in unsere Gruppe aufzunehmen. Wir wollten einen Schlussstrich ziehen unter den Spannungen, die zwischen Fabrice mir und seinen Kollegen bestanden haben. Aber Fabrice hatte für den 4. Februar schon eine terminliche Zusage getroffen. Und mir ist es wichtig, den Kader früh zusammen zu haben. Das ist aus meiner Sicht ein Vorteil.«
Ein weiteres Problem ist das Formtief von Richard Gasquet. Der 19-Jährige, den auch der deutsche Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen als eines der größten Talente auf der Tour bezeichnet, enttäuschte in der bisherigen Saison. In Halle soll die Wende kommen. Gasquet ist von sich überzeugt: »Ich habe mich in diesem Winter körperlich gut vorbereitet. Und so schlecht spiele ich gar nicht. Es fehlt mir momentan nur ein bisschen das Selbstvertrauen. Siege würden mir gut tun.«
Auch der Präsident des französischen Tennisverbandes knüpft große Erwartungen an die Party in Ostwestfalen. »Dass Tommy Haas seine Form wieder gefunden hat, und dass Nicolas Kiefer einen sehr guten Start hingelegt hat, ist eine gute Nachricht für das deutsche Tennis. Aber es ist auch gut für das Tennis weltweit. Die Ergebnisse des Saisonbeginns deuten auf beiden Seiten auf die große Qualität dieses Duells hin. Auch die Tatsache, dass der Vergleich in einem der schönsten Stadien des Landes stattfinden wird, unterstreicht die Bedeutung. Wir wollen uns dessen würdig erweisen.«
Gestern abend gab es das gemeinsame Team-Dinner. Zeit für entspannte Gespräche. Am Freitag wird es um 14.15 Uhr dann ernst. Und beide Teams wissen: Eine Erstrundenniederlage bedeutet Relegation und möglicherweise den Abstieg aus der Weltgruppe.

Artikel vom 09.02.2006