08.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Firmen gehen
seltener pleite

Leichter Rückgang um 3,5 Prozent

Düsseldorf (dpa). Während die hohe Arbeitslosigkeit die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland auf neue Höhen schnellen lässt, zeigt sich bei Unternehmen ein Silberstreif am Horizont.

Im vergangenen Jahr hätten 37900 Betriebe wegen Zahlungsunfähigkeit den Gang zum Konkursgericht antreten müssen, sagte das Vorstandsmitglied der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, Helmut Rödl, in Düsseldorf. Das waren 3,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In diesem Jahr soll sich die Lage weiter leicht entspannen.
Dagegen schießen Privatinsolvenzen weiter in die Höhe: Mit einem Anstieg von knapp 25 Prozent auf 98 400 Anträge erreichten sie laut Creditreform im vergangenen Jahr einen Höchststand. In diesem Jahr rechnet die Auskunftei mit 36 000 bis 38 000 Firmenpleiten und 105 000 bis 110 000 Privatinsolvenzen.
Mindestens 3,1 Millionen Haushalte in Deutschland gelten als überschuldet. Als Gründe nannte Rödl die hohe Arbeitslosigkeit und mangelndes Wirtschaften mit dem zur Verfügung stehenden Einkommen. Er unterstützte dabei die Pläne, das Insolvenzrecht erneut umfassend zu ändern. So sei unter anderem geplant, immer dann kein Insolvenzverfahren mehr durchzuführen, wenn der Schuldner nicht einmal die Verfahrenskosten aufbringen könnte. »Das sind heute 80 Prozent aller Verbraucherinsolvenzen«. Vielmehr sollen Schuldner in dem Fall ein Entschuldungsverfahren durchlaufen. Allerdings befinde sich das Gesetzgebungsverfahren noch in einem frühen Stadium.
Während sich im verarbeitenden Gewerbe und erstmals auch in der Bauwirtschaft die Insolvenzzahlen rückläufig entwickelten, steigt die Quote im Einzelhandel weiterhin an. Die Lage sei angesichts der schwachen Binnenkonjunktur und des engen finanziellen Spielraums der Unternehmen immer noch instabil, betonte Rödl.
Trotz der Entspannung ist der volkswirtschaftliche Schaden in Deutschland durch das Insolvenzaufkommen immer noch sehr hoch: Rödl bezifferte ihn auf 37,5 Milliarden Euro. Außerdem seien 563 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Das entspricht einem Rückgang von knapp 7 Prozent.
Erstmals seit vier Jahren schrumpfte die Zahl der Firmeninsolvenzen in der EU, nämlich um 2 Prozent auf gut 147 000 Fälle. Am schlechtesten schnitt Österreich (plus 15 Prozent) ab, Vorzeigeländer sind Irland und England.

Artikel vom 08.02.2006