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Ionen machen die Wäsche nur frisch

Hersteller wie Miele und Electrolux sammeln neue Ideen für die Hausgeräte der Zukunft

Von Dietmar Kemper
Gütersloh (WB). »Damit bekommen sie keine Unterhose sauber«, ist sich Theodor Siepert sicher. Der Sprecher des Gütersloher Hausgeräteherstellers Miele erwartet nicht, dass wasserlosen Waschmaschinen die Zukunft gehört. »Airwash« heißt die Neuentwicklung von zwei Studenten aus Singapur.
Attraktives Design ist wichtig: ein gläserner AEG-Kühlschrank. Foto: Electrolux

Die beiden nahmen am Wettbewerb »Design Lab« des weltgrößten Hausgeräteherstellers Electrolux in Stockholm teil. »Airwash« funktioniert so: Negative Ionen werden mit Druckluft in die Kleidung geblasen und reinigen sie von Schmutz und Bakterien. Bei Miele ist man skeptisch. Mit dieser Technik könne allenfalls leicht verschmutzte Wäsche optisch aufgefrischt werden, glaubt Theodor Siepert. Zur Tiefenreinigung seien Wasser und Chemie weiterhin zwingend erforderlich.
Electrolux selbst wird »Airwash« nicht in den Produktkatalog aufnehmen, findet aber das Design ansprechend. Die beiden Studenten aus Singapur ahmten einen Wasserfall nach. »Ziel des Wettbewerbs war es, eine Idee stilvoll umzusetzen«, sagte die Electrolux-Deutschlandsprecherin Elisabeth Lokai-Fels dieser Zeitung. Ein interessantes Äußeres werde immer wichtiger, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Die Weiße Ware sehe sich sehr ähnlich und sei meist viereckig, aber das ändere sich, betont Lokai-Fels. Die zu Electrolux gehörende Marke Zanussi habe bereits abgerundete Waschmaschinen und Geschirrspüler im Angebot. Außer der Form wird die Größe variabler. Weil immer mehr Menschen entweder allein in kleinen Wohnungen oder mit anderen in WGs leben, bekommen ihre technischen Helfer kompakte Maße und lassen sich übereinander stapeln.
Gut 3000 Studenten aus 88 Ländern beteiligten sich an »Design Lab« von Electrolux. Sie fragten sich, wie Haushaltsgeräte 2020 aussehen und was Verbrauchern wichtig ist. Viele Ideen lesen sich faszinierend, werden aber vermutlich nie umgesetzt. So wie der Sauerstoff-Kleidungserfrischer »Oxygen« oder der Schuhreiniger »Happy Feet« in Form einer Lotusblüte. Aktivkohle und ultraviolette Strahlen rücken dem Schmutz zu Leibe. Auch der Staubsauger »Eclipse« mit Navigationssystem werde wohl eine Spielerei bleiben, glaubt Theodor Siepert. Die Saugleistung reiche meist nicht aus und außerdem kämen solche Geräte nicht richtig in die Ecken.
Was wird sich denn durchsetzen? »Dampfgarer«, antwortet Siepert und betont, der Trend zu gesunder Ernährung werde anhalten. So wie beim Auto werde sich in der Küche die Wahlmöglichkeit zwischen Handbetrieb und Automatik etablieren, sprich das sensorgesteuerte vollautomatische Kochen und Backen zum Standard werden. Einfache Bedienung, Langlebigkeit und »modernes, aber nicht modisches Design«, schätzen die Kunden, glaubt Miele. Bunte Farben hätten keine Bedeutung, Weiß als Symbol für Reinheit habe sich weltweit durchgesetzt.
»Die Firmen nehmen Trendforschung sehr ernst«, berichtete Wolfgang Rössler vom Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in Frankfurt. Neue Ideen braucht die Branche, denn der Umsatz mit Hausgeräten im Inland sank 2005 gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Deutschland als mit 39 Millionen Haushalten größter Markt in Westeuropa zeichne sich durch »hohe Sättigungsraten« aus, stellt der Zentralverband mit Bedauern fest.

Artikel vom 08.02.2006