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In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Eberhard David kritisiert der Jugendleiter des VfL Ummeln Hans Keuch die geplanten Einsparungen im Brackweder Bezirksamt:

Die geplante Zentralisierung der Sportstättenvergabe erregt zu Recht die Gemüter und stößt vielerorts auf Unverständnis und Ablehnung. Dieser Meinung kann ich mich nur vollends anschließen. Die bisherige Regelung durch die zuständigen Bezirksämter hat sich aus meiner Sicht und Erfahrung bestens bewährt. Es gibt kurze und unbürokratische Abläufe im direkten Zusammenspiel mit den Entscheidungsträgern und anderen Vereinen, die häufig in persönlichen Gesprächen ihr Anliegen und Wünsche kooperativ aufeinander abstimmen und so vor Ort schnelle Lösungen, auch außerhalb der Dienstzeiten, erreichen.
Das für den VfL Ummeln zuständige Brackweder Bezirksamt unterstützt die zahlreichen Vereine und Organisationen in ihren unterschiedlichen Belangen durch viele persönliche Kontakte vorbildlich und fördert so ein gutes Miteinander zum Wohle und Nutzen aller Bürger im Stadtbezirk. Die Begegnung der D-Junioren in Nordirland mit der Fußball-Nationalmannschaft im Rahmen der Städtepartnerschaft Brackwede - Enniskillen und die Bielefelder Hallenmasters-Turniere des VfL Ummeln, an denen seit Jahren etablierte Bundesliga-Klubs teilnehmen, sind Beispiele für die gute Zusammenarbeit mit dem Brackweder Bezirksamt. Diese und weitere Veranstaltungen sind letztlich auch ein Gewinn für die Stadt Bielefeld.
Durch eine Zentralisierung der Sportstättenvergabe entstehen den Ehrenamtlichen längere Wege und ein höherer bürokratischer Aufwand. Aufgrund jahrelanger ehrenamtlicher Erfahrung kann ich für mich in Anspruch nehmen beurteilen zu können, dass sich viele Anliegen telefonisch nicht regeln lassen. Koordinative Lösungen würden schwieriger, eine Anonymisierung der Abläufe wäre die Folge. Die Situation vor Ort ist in den Vereinen und den Bezirksämtern wesentlich besser bekannt.
Der von Ihrer Seite gewünschte Einspareffekt geht zu Lasten der Vereine, bedeutet zum Beispiel Mehraufwand bei der Beantragung einer Sportstätte oder eines Gemeinschaftshauses. 0,8 Stellen wollen Sie im Sportbereich einsparen, das sind 0,16 Stellen im Schnitt pro Bezirksamt, also rechnerisch etwa 6,4 Stunden pro Woche! Es dürfte Ihnen bewusst sein, dass die ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen weitaus mehr Sozialstunden leisten - unentgeltlich und zum Wohle unserer Bürger! Die Vereine geben Kindern und Jugendlichen einen sozialen Halt. Sie fördern ihre Integration in die Gesellschaft und leisten im Breitensport mit Unterstützung vieler Übungsleiter, Trainer und Betreuer einen wertvollen Beitrag.
Angesichts ständig sinkender Zuschüsse und Verunsicherung durch die endlosen, zermürbenden Diskussionen um die finanzielle Beteiligung an Sanierungsmaßnahmen, fällt es den Vereinen immer schwerer, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden, um das Sportangebot zu erweitern oder aufrecht zu erhalten. Ohne die immer rarer werdenden Sponsoren wäre mancher Verein ohnehin längst am Ende.
Es ist doch bekannt, dass die Vereine durch die eigenständige Pflege von Sportstätten und die Übernahme der Schlüsselgewalt weitere Belastungen auf sich genommen haben und damit den städtischen Haushalt entlasten. Die finanziellen Grenzen sind längst überschritten! Zur Konsolidierung des Haushalts der Stadt Bielefeld tragen die Vereine schon lange in erheblichem Umfang bei, im sozialen wie im wirtschaftlichen Bereich.
Ehrenamtliche wünschen sich weniger Lobeshymnen und Lippenbekenntnisse an propagierten Ehrenamtstagen, sondern Unterstützung und spürbare Förderung ihres Engagements. Weitere Entbürokratisierung, finanzielle Förderung statt Kürzungen und Unterstützung vor Ort, die Bezirksämter zu stärken statt zu schwächen, dies sollte Ihr Anliegen und Bestreben sein. Sonst bricht Ihnen eines Tages das soziale Engagement vieler ehrenamtlich tätigen Bürger unter den Füßen weg - ein unschätzbarer Verlust für die Gesellschaft durch jeden, der frustriert die Segel streicht und sich nicht mehr einbringt. Dies dürfte sicher nicht Ihr Bestreben sein.

Hans Keuch
Jugendleiter VfL Ummeln

Artikel vom 09.02.2006