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»Richtige Erziehung ist unverzichtbar«

Jürgen Tuxhorns Hundeschule: Mit konsequenter Ausbildung gegen streunende Vierbeiner

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Hunde brauchen eine vernünftige Erziehung. Davon ist Jürgen Tuxhorn überzeugt. Dann könnte die Stadt Bielefeld nicht nur großzügiger bei der Umsetzung der Landeshundeverordnung sein. Auch Vorfälle wie die vom Neujahrstag, als zwei Vierbeiner aus Dornberg im benachbarten Steinhagen drei Rehe auf bestialischste Weise gerissen haben, wären vermeidbar.

»Ich bekomme jede Woche zwei Anrufe, weil mal wieder ein Hund ausgerissen und hinter Wild her gewesen ist«, sagt der 67-jährige Leiter einer Hundeschule. Im aktuellen Fall waren die Betreiber einer Pferdepension in Urlaub gefahren und hatten die sichtlich überforderten Kinder allein mit den beiden Hunden gelassen. Letztere büxten aus und trieben sich tagelang im Teutoburger Wald herum. Auf der anderen Seite des Berges, in Steinhagen-Amshausen, hetzten sie schließlich drei Rehe so, dass sich diese unter anderem an der »Emils Höhe« in einem Zaun verfingen und bei lebendigem Leib von hinten angefressen wurden. So etwas Grausames hatte selbst Jagdpächter Axel Mergelkuhl noch nicht gesehen.
Der hätte die wildernden Hunde denn auch am liebsten gleich getötet, als durch eine Zufall die Besitzer ermittelt werden konnten. »Dabei hätte das Blutbad verhindert werden können, wenn das Grundstück, auf dem sich die Hunde befanden, eingezäunt gewesen wäre«, ist sich Tuxhorn sicher. Selbst ein Draht in der Erde hätte es seiner Meinung nach getan - die modernste Art, Hunden per Elektrosignal über das Halsband räumliche Grenzen aufzuzeigen.
»Tierbesitzer leiden unter der Hundeverordnung«, sagt Jürgen Tuxhorn. Hundehalter seien gebeutelt, wenn sie ihren Vierbeinern Auslauf fast nur noch auf gesondert ausgewiesenen Flächen gestatten dürften. Dann gingen sie in die Wälder, würden praktisch rausgejagt. »Wenn der Hund dann nicht gehorcht, ist es übel«, weiß Ehefrau Karin (66), die ihren Mann seit 30 Jahren bei der Hundeerziehung unterstützt.
»Eine vernünftige konsequente Ausbildung ist nötig«, sagt sie. Am besten für Tier und alle Menschen, denen es gehorchen soll. Denn was nutzt es, wenn ein Tier auf Kommando (»Pfui«) hört, Sohn oder Tochter beim nächsten Gassigehen aber eine ganz andere Sprache (zum Beispiel »Komm her«) sprechen?
»Jeder Hund muss an der Leine gehen und auf Ruf zurückkommen«, fordert Jürgen Tuxhorn. Dann sei fast allen (»Es gibt auch böse Hunde, die müssen weg«) selbst das Wildern abzugewöhnen. Zum Beispiel durch aktive Fährtenarbeit, wie sie bei der Ausbildung von Jagdhunden üblich ist. Sollen sie für gewöhnlich den Geruch von Wildschwein, Reh und Hase aufnehmen, um der Fährte zu folgen, dreht Tuxhorn den »Dog Trainer« um und vermittelt dem Hund über das Kommando »Pfui« ein für alle Mal, dass er diesen Gerüchen nicht zu folgen hat.
»Das ist eigentlich meine Erfindung«, sagt der Hundefreund aus Niederdornberg-Deppendorf. Seit 30 Jahren betreibt er inzwischen die Hundeschule am Hageresch. Das Sonderleistungs-Sportabzeichen der Weltunion der Deutschen Schäferhunde ist nur eine der vielen auch internationalen Auszeichnungen, die ihm in den vergangenen Jahren zuteil geworden sind. Unter anderem ließ die indonesische Regierung Schäferhunde für Militär und Polizei vom Bielefelder ausbilden.
»Ich bin noch nie gebissen worden«, versichert Tuxhorn. Dafür lehrt er selbst professionellen Reitern den Umgang mit dem Hund am Pferd. Die Landes-Hundeverordnung schreibt unter anderem vor, dass Besitzer von Hunden an 40 Zentimeter Größe und 20 Kilo Gewicht einen Sachkundenachweis zum Führen derselben erbringen müssen, so sie das Tier nicht schon drei Jahre besitzen. »Das führt unter anderem dazu, das Geschwistertiere nicht gemeinsam auf einer Wiese toben dürfen, nur weil der Rüde vielleicht einen Zentimeter größer ist«, hält Tuxhorn das für paradox. Eine solche Regelung, so findet er, könne man eben nicht an Größe und Gewicht festmachen, sondern jeweils nur am einzelnen Hund. Seine Forderung an die Stadt: Wer die Prüfung abgelegt hat, sollte seinen Hund auch im Park laufen lassen dürfen.«

Artikel vom 11.02.2006