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Krise bei Karmann

»Oben ohne« nach Polen


Wer in den späten fünfziger oder sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts seine Braut im »Karmann Ghia« spazierenfahren durfte, träumt vermutlich heute noch von dem schicken Auto.
Die Mitarbeiter von Karmann haben derzeit andere Träume - Albträume. Längst werden in Osnabrück keine eigenen Fahrzeuge mehr gebaut. Der Grund ist einleuchtend: Eigene Fahrzeuge träten in Konkurrenz zu den Autos, die die Kunden teilweise bei Karmann produzieren lassen. Dabei genießt das Familienunternehmen als Cabrio-Produzent nach wie vor einen besonderen Ruf.
Was wird aus diesem Ruf, sollten die »Oben ohne«-Fahrzeuge künftig in Kattowitz vom Band rollen?
Es gibt Qualitätsmarken, die gehören so fest zu dem im Nachkriegsdeutschland herausgearbeiteten Bild des »Made in Germany«, dass man nicht glauben mag, dass sie ins Ausland abwandern könnten. Umso größer der Schock, wenn sie es dann doch tun.
Dabei hat die Krise bei Karmann möglicherweise erst in zweiter Linie etwas mit den hohen Lohnkosten in Deutschland zu tun. Wer nur für andere produziert, läuft einfach Gefahr, dass die Kunden in Krisenzeiten zuerst ein Mal ihre eigenen Bänder auslasten. Bernhard Hertlein

Artikel vom 08.02.2006