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Junge litt unter Stiefvater

Zeugen im Mordprozess: Kind als Sklaven eingesetzt

Versmold (WB/ca). Der neunjährige Fabian aus Versmold (Kreis Gütersloh), der im August von seinem Stiefvater in Geesthacht (Schleswig Holstein) getötet worden war, soll von dem 33-Jährigen »wie ein Sklave« eingesetzt worden sein.
Fabian war erst neun Jahre alt, als er starb.

Das haben Zeugen gestern vor dem Landgericht Lübeck ausgesagt. Dort muss sich Fabio R. (33) seit Freitag wegen Mordes an dem Kind verantworten.
Der Bauschlosser und seine Verlobte Petra K. (23) hatten sich 2003 getrennt. Während er mit der gemeinsamen Tochter Yasmin (4) nach Geesthacht gezogen war, hatte sich Petra K. in Versmold um den gemeinsamen Sohn Andre (2) sowie um Fabian (9) gekümmert, der aus einer früheren Beziehung stammte. In den Sommerferien 2005 hatte Fabio R. die Kinder aus Versmold zu sich geholt. In einem Streit mit Fabian hatte er ihn zunächst lebensgefährlich verletzt und Stunden später mit einem Gürtel erdrosselt.
Das Gericht hörte gestern Bekannte der Familie. Sie sagten aus, Fabio R. habe nur seine leiblichen Kinder geliebt. Fabian sei »sein Sklave« gewesen, berichtete ein Zeuge: »Das Kind musste den Tisch abdecken, den Müll raustragen, seine Schwester in den Kindergarten bringen und sogar das Treppenhaus putzen.« Trotzdem habe der Junge seinem Stiefvater nichts recht machen können: »Fabian wurde aus kleinsten Anlässen geschubst und einmal sogar an den Ohren hochgehoben«, erinnerte sich ein Zeuge.
Mutter Petra K., die Nebenklägerin, war gestern einem Zusammenbruch nahe. Unter Tränen warf sie dem Angeklagten vor, er sei zu feige, zu seiner Tat zu stehen. »Wie kannst du nur Fabian die Mitschuld geben?«, rief sie Fabio R. zu. Der hatte am ersten Prozesstag behauptet, er habe den Jungen gewürgt, um ihn von Tätlichkeiten gegen die Schwester abzuhalten. Dr. Detlev Binder, der Anwalt der Mutter, sagte gestern Abend: »Zu hören, wie ein Kind Jahre seines kurzen Lebens gelitten hat - das ist heute jedem im Gerichtssaal an die Nieren gegangen.«

Artikel vom 08.02.2006