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Ein Wintermärchen
Rund
um die
Ringe
Von Klaus Lükewille

Das gibt es heute nicht mehr? Doch. Das gibt es noch. Zwar leider längst nicht so oft. Aber immer mal wieder.
Wenn Wintermärchen wahr werden. Wenn sich im Sport alte Geschichten wiederholen.
1960. Olympische Spiele in Squaw Valley. Damals stand nach der Nordischen Kombination ein Sieger auf dem Podest, den niemand auf dem Zettel hatte.
Georg Thoma, ein Briefträger aus Hinterzarten im Schwarzwald, er ließ auf der Schanze und in der Loipe so richtig »die Post« abgehen. Er schockte die favorisierte Konkurrenz. Ein goldiger Triumph für die Ewigkeit.
2006. Olympische Spiele in Turin. Die Neuauflage einer alten Geschichte. Wieder gewann ein deutscher Außenseiter sensationell die Nordische Kombination. Ähnlichkeiten sind natürlich rein zufällig, aber sie passen in den Rahmen dieses goldenen Bildes.
Der gleiche Vorname. Die gleiche Heimat. Der gleiche ungläubig-staunende Blick aus einem Jungen-Gesicht nach dem völlig unerwarteten Erfolg.
Georg Hettich kommt ebenfalls aus dem Schwarzwald. Er hatte vorher, wie damals Georg Thoma, noch nie einen großen Wettbewerb gewonnen. Dann sprang und lief er, wie Thoma, unbeschwert, leicht, locker, gelöst dem Ziel entgegen. Endstation Gold! Und eine weitere Parallele zu 1960. Thoma brauchte einige Wochen, um sein Glück so richtig zu begreifen. Auch Hettich kann es noch immer nicht fassen.
Allerdings, hier endet die gemeinsame Geschichte. Hettich ist kein Briefträger. Aber er wird Post bekommen. Sehr viel Post.

Artikel vom 13.02.2006