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5 000 Haushalte im Süden vorerst
ohne Telefon und Kabelfernsehen

Bagger auf altem Postgelände zerreißt Leitungen - Online-Banking außer Funktion

Von Ulrich Hohenhoff
Brackwede (WB). Schätzungsweise 5 000 Haushalte im Bielefelder Süden guckten gestern Morgen ab 10 Uhr im wahrsten Wortsinn in die Röhre, konnten zudem keine Telefongespräche führen und nicht das Internet benutzen.
Ikea-Einrichtungshaus-Chef Oliver Wessel (li.), Serviceleiterin Desanca Forcan und Stephan Walter, lokaler Marketingleiter, hatten alle Hände voll zu tun. Nach dem Ausfall des Datenleitungsnetzes ging nichts mehr, Handarbeit war gefragt. Foto: Hans-Werner Büscher
Bei Baggerarbeiten zerrissen: die Kabel müssen mühsam freigelegt werden. Foto: Hohenhoff

Die Fernsehbildschirme blieben dunkel, Telefon und Internet funktionierten nicht mehr: bei den Abrissarbeiten der alten Brackweder Post an der Kimbernstraße/Ecke Stadtring hatte ein Bagger die unterirdische Kabelkanalanlage getroffen, Leitungen durchtrennt oder schwer beschädigt.Die Bildschirme wurden just zu dem Zeitpunkt schwarz, als viele sich die Übertragung des Trauergottesdienstes und des Staatsaktes für den verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau ansehen wollten. T-Com-Sprecher Rüdiger Gräve: »Das Hauptkabel und die Ortsverbindungskabel wurden beschädigt, praktisch der ganze südliche Teil von Brackwede war betroffen.«
Zwar schickte die Telecom sofort nach Bekanntwerden des Vorfalls einen Störungsbeseitigungstrupp auf das alte Postgelände, der den Fehler diagnostizierte, doch - so Gräve - »der Schaden war viel größer und komplizierter als zunächst angenommen.« Umgehend wurden Ersatzkabel aus Münster nach Brackwede gebracht. Ein einfacher Austausch war aber nicht möglich, da es sich bei den lädierten Verbindungen um Glasfaserkabel handelte. Die von dem Bagger angehobenen und teilweise durchtrennten Kabel wurden entlang der Grundstücksgrenze auf einer Länge von etlichen Metern komplett aus dem Erdreich gezogen, werden durch Neue ersetzt.
Und bei den Flickarbeiten mussten diese dann mit den gekappten Leitungen verschweißt werden. Rüdiger Gräve: »Ein sehr aufwändiger Arbeitsvorgang, der akribische Genauigkeit erfordert.« Die Reparaturarbeiten konnten nicht »in einem Rutsch« erledigt werden. Nach Angaben der Telecom gingen einige der betroffenen Haushalte erst nach Stunden nur »Zug um Zug« wieder ans Fernsehkabel- und Telefonnetz.
Die Arbeiten zogen sich bis in die späten Nachtstunden hin. Gräve: »Unsere Leuten und die beauftragten Baufirmen arbeiten mit Hochdruck.« Vermutlich noch mehrere Tage werden sich nach Angaben der Experten vor Ort die Reparaturarbeiten hinziehen. Ob Teilarbeiten auf dem mit Bauschutt und ausgehobenem Sand übersäten Gelände erfolgreich abgeschlossen werden konnten und heute schon einige von der Störung betroffene Haushalte Fernsehen schauen und telefonieren können, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.
Arg getroffen hatte es mehrere Unternehmen und Geschäfte am Südring. Beim Einrichtungshaus »Ikea« ging erst einmal nichts mehr. Kunden konnten an den Computerkassen nicht wie gewohnt schnell per EC-Karte zahlen, da es keine Onlinie-Verbindungen zu den Rechenzentren gab. Die Kassiererinnen mussten die EC-Kartenbelege manuell erfassen. Und auch das Warenwirtschaftssystem funktionierte nicht und führte bei der Warenverteilung zu Problemen. Geschäftsführer Oliver Wessel: »Wenn jemand beispielsweise eine Küche - bestehend aus 80 bis 90 Einzelteilen - kaufen will, müssen unsere Mitarbeiter alle Teile einzeln aus dem Katalog heraussuchen.« Zusammengebrochen war auch der »E-Mail«-Verkehr und das Telefonnetz. Für die interne Kommunikation verfügt »Ikea« allerdings über ein eigenes Handy-Netz. Per Kundendurchsage wurden die Käufer um Geduld gebeten. Schlangen an den Kassen gab es dennoch.

Artikel vom 08.02.2006