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Ehemann zerstückelt im Wald

Frau sitzt in Untersuchungshaft - Motiv und Tatablauf noch ungeklärt

Von Christian Althoff und
Wolfgang Wotke (Fotos)
Horn-Bad Meinberg (WB). Eine Frau soll in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) ihren Mann getötet und die Leiche zerstückelt haben. Die Kripo geht davon aus, dass die Täterin die Überreste in Tüten packte und diese in einen nahen Wald geschafft hat. Bis gestern wurden an fünf Stellen Leichenteile entdeckt, der Kopf des Opfers ist jedoch noch verschwunden.

Der Nelkenweg in der kleinen lippischen Ortschaft Leopoldstal. Hier lebte Diplom-Kaufmann Herbert B. (47) zusammen mit seiner Frau Marina P. (41) - einer rothaarigen Lettin, die er über ein Ehevermittlungsinstitut kennengelernt haben soll. Am 1. März hatten die beiden im »Leopoldstaler Hof« Hochzeit gefeiert. »Die Frau hatte Probleme mit der deutschen Sprache und hat nie viel erzählt«, berichtete gestern eine Nachbarin. Erst im Dezember hatte Marina P. in Paderborn ein Mode-Geschäft eröffnet.
Zu dem Verbrechen war es möglicherweise am letzten Januar-Wochenende gekommen. Denn seit Montag, dem 30. Januar, fehlte Herbert B. an seinem Arbeitsplatz im Kreis Soest. Der Firmeninhaber machte sich Sorgen um den als zuverlässig geltenden Mitarbeiter und erstattete am Mittwoch Vermisstenanzeige. Für die Polizei in Detmold ein Routinefall - bis Rentner Wolfgang G. aus Leopoldstal am Freitag menschliche Überreste im Wald fand: »Ich wollte mit meinem Sohn Holz sägen. Dabei stießen wir auf zwei Marktkauf-Papiertüten und einen Plastiksack. In allen drei Beuteln war gefrorenes Fleisch.« Die Männer sahen genauer hin, entdeckten einen Fuß und alarmierten die Kripo. Polizeisprecher Uwe Bauer: »Der Fundort liegt nur 500 Meter vom Haus des vermissten Diplom-Kaufmanns entfernt. Wir haben das Haus durchsucht und weitere Leichenteile sowie Blut entdeckt.« Die Polizei geht davon aus, dass der Mann in seinem Anwesen getötet und zerstückelt worden ist - möglicherweise in einem rückwärtigen Anbau, vor dessen Tür auch gestern noch eine rote Lache im Schnee zu erkennen war. Trotz dieser Spuren gab Ehefrau Marina P. an, nichts vom Tod ihres Mannes zu wissen. »Der ist in Berlin, auf Dienstreise«, sagte sie aus.
Oberstaatsanwalt Diethard Höbrink erwirkte am Samstag einen Haftbefehl gegen die 41-Jährige. Eine 15-köpfige Mordkommission unter Leitung von Hauptkommissar Olaf Rösner versucht seitdem, Motiv und Ablauf der Tat zu ermitteln.
Bei Schneeregen und eisiger Kälte begannen gestern Mittag etwa 150 Polizeibeamte, den Wald zu durchkämmen, in dem der Rentner am Freitag die drei Tüten gefunden hatte. Nach nicht einmal fünf Minuten stießen die Beamten auf weitere verpackte Leichenteile, die etwa 200 Meter vom ersten Fundort entfernt lagen. Im Laufe des Nachmittags wurden in diesem Wald noch an zwei weiteren Stellen eingepackte menschliche Überreste gefunden.
Rechtsmediziner der Uni Münster versuchen nun, anhand der Leichenteile die Todesursache zu ermitteln. Außerdem untersucht die Spurensicherung den Audi des Mordopfers, mit dem die Plastiktüten möglicherweise in den Wald gebracht worden waren. Über das mögliche Tatwerkzeug ist gestern noch nichts bekanntgeworden.

Artikel vom 07.02.2006