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Erwachsene in die Penne

Neuer Kurs »Starke Eltern - Starke Kinder« beginnt

Bielefeld (gge). Der Bielefelder Kinderschutzbund sucht ehrenamtliche Helfer für den Sprachförderunterricht an Grundschulen. »Das kann jeder«, sagt Vorsitzende Christa Lincke. »Einzige Voraussetzung ist: Man muss Kinder mögen.«

16 Schulen profitieren bereits von dem Angebot; weitere Anfragen liegen vor. »Manche Kinder lernen langsamer, andere haben sprachliche Probleme oder Konzentrationsstörungen«, weiß Brigitte Lüdemann, Leiterin der Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes an der Lutterstraße, aus Erfahrung. Große Klassen und ein hoher Migratenanteil sind die Hauptprobleme, mit denen Lehrerinnen und Lehrer heute zu kämpfen haben. Viele Kinder können kein Deutsch, kaum lesen und schlecht rechnen.
Hier sind die 30 Frauen und ihre potenziellen Helferinnen und Helfer (denn auch Männer sind willkommen) gefordert, die Kinder ein- bis zweimal in der Woche in der Schule zu unterstützen. »Unsere Mitarbeiter haben Zeit, sich intensiv um die Kinder zu kümmern«, sagt Christa Lincke. Wenn, dann sollte es allerdings regelmäßig sein. Wer die Möglichkeit hat, sich zwischen 9 und 13 Uhr an einer Grundschule in der Nähe lernschwachen Kindern im Unterricht zu widmen, kann sich telefonisch unter 1 55 23 44 montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr melden. Christa Lincke verspricht schon jetzt: »Kinder sind spontan und freundlich und geben viel zurück.«
Wer Schule und Beruf meistern will, braucht in erster Linie ein intaktes Zuhause. Auch diese Erfahrung macht der Kinderschutzbund immer wieder. Und gibt auch hier Eltern Hilfestellung bei der Erziehung. »Starke Eltern - Starke Kinder« lautet das Kursangebot, das am Dienstag, 14. Februar, neu startet. Bis zum 4. April haben Mütter und Väter in acht Kurseinheiten jeweils dienstags von 19 bis 21.30 Uhr erneut Gelegenheit, Konfliktsituationen meistern zu lernen.
»Erziehung ist eine Art Hürdenlauf«, sagt Christa Lincke. »Wir geben Impulse, die Hindernisse zu überwinden.« Der Schutzbund möchte die für die Familie wichtigen Werte deutlich machen und die Fähigkeiten zum Verhandeln, Grenzen setzen und Zuhören erweitern. Die Kursleiterinnen wollen nicht die Familie umkrempeln, sondern sie unterstützen und auf ganz eigene Art glücklich werden lassen. Sie respektieren die Werte und Erziehungsvorstellungen der Eltern und haben große Achtung vor der Leistung als Mutter und Vater. Dazu gehört aber auch, dass sie auf Einstellungen und Verhalten hinweisen, die dem Kind nicht gut tun. Für diese Aufgabe sind sie ausgebildet und sogar zertifiziert.
»Eltern sollen verstehen, wie man Grenzen gut setzen kann«, betont Lincke. Macho-Gehabe und Gewalt werden als kontraproduktiv angesehen. Dessen sind sich inzwischen auch viele Eltern bewusst und sehen in der professionellen Hilfestellung eine Chance, den Alltag besser bewältigen zu können. In den vergangenen vier Jahren haben schon 500 Eltern die Kurse des Kinderschutzbundes besucht.
»Dieser Kurs sollte für alle Eltern Pflicht sein«: Diesen Ausspruch haben Christa Lincke und Brigitte Lüdemann von Teilnehmern wiederholt gehört.

Artikel vom 08.02.2006