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Da kommt's dann dicke

Senta Berger als »Frauchen« im Berliner Hinterhof

Von Hilmar Bahr
Sat1, 20.15 Uhr: Berlin lässt Senta Berger nicht los. Nach dem Abstecher als »Schnelle Gerdi« von München auf die Straßen der deutschen Hauptstadt ist es nun ein Berliner Hinterhof, den sich die gebürtige Wienerin Stück für Stück erobert.

Die Kriminalkomödie »Nette Nachbarn küsst man nicht« beginnt in einem schönen Haus in Bayern. Die nächste Einstellung zeigt einen heruntergekommenen Hinterhof: Vorbei die Idylle, dafür ein kalter Sprung in das Multi-Kulti Berlins.
Senta Berger spielt die Ehefrau Helga des nach Berlin beförderten Oberstaatsanwalts Franz Forstmann (Michael Gwisdek), der sich schon seit Jahren mehr um seine Fälle als um seine Frau kümmert. Mit großen Augen tritt Helga Forstmann aus dem beschaulichen Haus in Bayern in eine für sie völlig fremde Welt. »Als Frauchen, das die Provinz im Kopf hat, muss sie Schwellen überwinden, nicht nur im Kopf, sondern auch in das Leben des Hinterhofs hinein«, beschreibt Senta Berger ihre Rolle.
Überhaupt habe sie die Dreharbeiten genossen, nicht nur weil sie an den Ort ihrer filmischen Anfänge zurückgekehrt war. »Als ich 1959 nach Berlin kam, war die Stadt noch nackt. Überall gab es verbrannte Häuser und wir sind über Trümmergrundstücke gestöckelt. Aber die Stadt war voller Lebensfreuden«. Auch ihren Mann Michael Verhoeven habe sie dort kennen gelernt. Außerdem kenne sie das Hinterhofleben aus Wien.
In Berli kommt es dann dicke. Mittendrin Helga Forstmann (Berger), die von ihrem Wintergarten aus mit einem Opernglas das bunt gemischte Hinterhofleben beobachtet. Spätestens hier grüßt Alfred Hitchcock, der mit seinem »Fenster zum Hof« ein zeitloses Meisterwerk schuf. »Das ist natürlich ein auf die Spitze getriebenes Zitat. Wir hatten nicht vor, einen Hitchcock zu machen«, sagt Senta Berger. Wie bei dem großen Hollywood-Regisseur ist aber auch hier der Zuschauer der Voyeur.
Auch bei dem Sat1-Film geschieht offenbar ein Mord, verdächtigt wird ein türkischer Mitbewohner (Erda Yildiz), dessen Charme die in Liebesdingen etwas vernachlässigte Helga Forstmann zu erliegen droht. Doch bevor es zu einer deutsch-türkischen Romanze kommt, nimmt das sehr unterhaltsame Kammerspiel eine überraschende Wende.
Nicht nur Senta Berger, auch ihre Partner sorgen für viel Spannung, von Regisseur Stephan Wagner mit leichter Hand serviert. »Wir waren eine verschworene Gemeinde. Ich habe mich auf jeden Drehtag gefreut«, sagt Senta Berger, die am 13. Mai ihren 65. Geburtstag feiert.

Artikel vom 07.02.2006