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Das kalte Lachen des Kannibalen

Zwei Arminen die Opfer von Boulahrouz - Westermanns Nase gebrochen

Von Dirk Schuster
Hamburg (WB). Dass er bei den Interviews nach dem Spiel auch noch kalt in die Kameras lächelte, gab Fatmir Vata den Rest. Der Armine stellte auch darum diesen außergewöhnlichen Vergleich an: »Khalid Boulahrouz ist ein Kannibale.« Boulahrouz (24), der Hannibal Lecter von Hamburg? HSV gegen Arminia die Fortsetzung vom Schweigen der Lämmer?

Boulahrouz wurde zum Buhmann, weil der HSV-Verteidiger mit zwei Brutalo-Fouls DSC-Mannschaftsarzt Günter Neundorf Schwerstarbeit bescherte. Und dann brach sich auch noch Abwehrspieler Heiko Westermann das Nasenbein. Hätte der »Doc« geahnt, was auf ihn zukommen würde, er hätte sich in der Hamburger AOL Arena bestimmt ein Wartezimmer eingerichtet.
Als erster klopfte Vata an Neundorfs Sprechzimmer-Tür, weil Boulahrouz ihm aufs Sprunggelenk gestiegen war (19.). Vata musste raus, der Übeltäter sah nichtmal Gelb. Einwechselspieler Artur Wichniarek war das nächste Opfer des HSV-Verteidigers. 39 Minuten konnte Wichniarek mitwirken, dann musste auch er ausgetauscht werden, »weil mein Sprunggelenk so dick ist wie ein Apfel«. Er humpelte so lange übers Spielfeld, bis ihn der Tausch gegen Masmanidis erlöste.
»Mein Sprunggelenk und mein Innenband im Knie sind kaputt. Der Schiedsrichter hätte Rot geben müssen. Er hatte das Spiel nicht im Griff. Der DFB muss jetzt reagieren«, forderte Fatmir Vata vehement Sanktionen gegen Hamburgs bösen Buben Boulahrouz. Auf Vatas Wadenbein übrigens ließ sich des Niederländers Stollenprofil im Detail ablesen. Dem Albaner, der sich heute einer Kernspintomographie unterzieht, drohen bis zu drei Wochen Pause.
Für beide Fouls hätte Boulahrouz Gelb verdient gehabt, was in der Summe Gelb-Rot bedeutet hätte. Und warum Nigel de Jong für seine an Körperverletzung grenzende Grätsche gegen Rüdiger Kauf nur Gelb sah, bleibt ein weiteres der vielen Mysterien, die Schiri Schmidt Samstag umgaben.
Dem Hamburger Mehdi Mahdavikia wegen seines Bodychecks gegen Heiko Westermann böse Absicht zu unterstellen, würde zu weit führen. Dass die Szene in der 73. Minute sowohl einen Nasenbeinbruch beim DSC-Verteidiger als auch das Tor zum 1:2 nach sich zog, war für Bielefeld dennoch doppelt bitter. Arminia-Sportchef Reinhard Saftig brachte den Abwehrspieler noch am Abend in die HNO-Abteilung des Bielefelder Krankenhauses. Westermann kommt sich vor wie ein Boxer: »Das ist mein dritter Nasenbeinbruch.« Dennoch: Von den drei schwer verletzten Arminen ist er der einzige, der für einen Einsatz morgen in Mainz in Frage kommt.

Artikel vom 06.02.2006