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Wo Lava fließt und
sich die Wogen türmen

Drei Künstlerinnen luden in ihren »Wintersalon« ein

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Endlich einmal alle Bilder zeigen! Dazu Musik und Literatur: Herz, was willst du mehr! Christiane Bode, Marlies Jung und Bettina Noack verwandelten am Samstag Schildesches Altes Pfarrhaus in einen heimeligen »Wintersalon«.

Nicht nur das Atelier stand offen - das ganze Fachwerkhaus an der Huchzermeierstraße wurde zur Galerie. Hier begaben sich zahlreiche begeisterte Kunstfreunde auf einen inspirierenden Rundgang durch eine Schau mit Acrylbildern, aber auch Collagen und Aquarellen aus fünf Jahren.
Ein gespaltenes Eichenbrett und Spiegelscherben hat Christiane Bode eingesammelt, abgelagert und, in dunklen Farben getönt, zu einem Kunstwerk zusammengefügt. »Am Anfang steht eine Idee, aber dann kann es Monate dauern, bis das Objekt Gestalt annimmt«, sagt Christiane Bode.
Die Kombination von Emaille und Styropor auf Leinwand sind typisch für das Werk der 58-jährigen Hauswirtschafterin. Spiegelglas vor rotem Hintergrund: Da strahlt eine Sonne - oder explodiert hier ein Stern? Oder entfaltet sich hier ein Seeigel in stacheliger Schönheit? Christiane Bodes rauhe, raumgreifende Bilder sind kraftvoll wie der »Lava Fluss«, kühl wie die Berglandschaft und manchmal versonnen wie die aus Noten, Früchten und Blumen arrangierte »Spielerei«.
Die menschliche Figur steht bei Marlies Jung im Mittelpunkt ihrer aktuellen Schaffensperiode. »Zwei Kreuze« strukturieren den Imaginationsraum einer grazilen Tänzerin - Untertitel: »Wünsche werden wahr«. Die 52-jährige Ergotherapeutin legt einen roten Akt vor geheimnisvoll dunklen Hintergrund (»Entspannung 2: Feuer. Erotik«) oder changiert auf einem schmalen Hochformat minimalistisch zwischen Alleinsein und Begegnung (»Zweisam/Keinsam«). »Aber auch die Verbindung von Grotten mit der Architektur César Manriques inspiriert mich«, sagt Marlies Jung und zeigt auf ihr »Lanzarote«-Bild.
Im ersten Stock präsentierte Bettina Noack einige wunderbar leichte »florale Geschichten«, vor allem aber ihre Bilder zum Thema »Wasser«. Die 48-jährige Diplomdesignerin hat auch den Tsunami vom Dezember 2004 als Motiv entdeckt, fühlt sich aber in der Ecke der Politkunst nicht wohl. »Mich interessiert eher der Dialog des Menschen mit der Umwelt, in dem es notgedrungen manchmal zu Spannnungen kommt.«
Einige Bilder, bei denen hier eine Linie, dort ein Schatten den Betrachter über die Fläche geleiten, zeigen Ausschnitte von wogenden Wassern, aber die Teilansicht repräsentiert doch stets das Ganze. »Im Atelier bricht aus mir hervor, womit ich zuvor schwanger ging - oft der Wunsch zu zeigen, was dort ist, wo nichts mehr ist«, sagt Bettina Noack.
Regelmäßig führt das Terzett schlummernde Talente in Kursen zur Malerei hin. Das - unbedingt sehenswerte! - Atelier von Bettina Noack (Tel.: 0 52 06 / 70 65 32), Marlies Jung (05 21 / 76 36 58) und Christiane Bode (05 21 / 6 83 55) ist jeden ersten Samstag im Monat von 11 bis 14 Uhr geöffnet.

Artikel vom 06.02.2006