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Kreissynode setzt ein
Signal im »Kirchenstreit«

Rückendeckung für die Verkaufsverhandlungen


Bielefeld (bp). Die Kreissynode hat sich am Freitagabend mit nur einer Gegenstimme und wenigen Enthaltungen hinter den Bevollmächtigtenausschuss von Neustadt Marien und den Kreissynodalvorstand gestellt. Sie sollen die Verkaufsverhandlungen mit der jüdischen Kultusgemeinde über das Paul-Gerhardt-Zentrum fortsetzen, »um ein deutliches Zeichen für die geschwisterlichen Beziehungen zwischen den Juden und Christen Bielefelds zu setzen«.
Der geplante Verkauf der Paul-Gerhardt-Kirche und die Konflikte, die dadurch in der fusionierten Gemeinde ausgebrochen sind, hatten gar nicht auf der Tagesordnung gestanden. Pfarrer Udo Halama brachte dann aber einen Antrag ein, in dem Verständnis für die bekundet wird, für die es ein schmerzlicher Prozess ist, sich von kirchlichen Gebäuden zu lösen.
Es gab zunächst Meinungen, die Synode solle sich in den Konflikt gar nicht einmischen, für andere Synodale dagegen galt es, ein »Signal zu setzen«. Pfarrerin Andrea Seils betonte, eine Gemeinde dürfe nicht nur an sich denken, sie müsse auch dem Gemeinwohl dienen. Für Superintendentin Regine Burg hat zudem die Landeskirche deutlich Partei ergriffen, indem sie sich für die Aufnahme von Verhandlungen mit der jüdischen Kultusgemeinde und dem jüdischen Landesverband ausgesprochen hat (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Horst Haase, Mitglied des Kreissynodalvorstandes, meinte, die Synode könne es sich nicht leisten, den Antrag abzulehnen: »Das würde zu einem Flurschaden führen.«
Nach einer Sitzungsunterbrechung, in der Halamas Antragstext gestrafft wurde, sagte die Synode (fast) einhellig »ja«. Halama: »Wir können ein Stück Geschichte schreiben, die von einem guten Verhältnis von Christen und Juden erzählt.«
l Angenommen wurde auch der Haushaltsplan des Kirchenkreises. Um das Defizit von 1,4 Millionen Euro auszugleichen, muss man auf Rücklagen zurückgreifen. Zudem wurden Kürzungen beim Gemeindedienst, bei Kindertagesstätten und bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beschlossen; fünf Pfarrstellen werden aufgehoben. Betriebsbedingte Kündigungen könnten nicht vermieden werden. Positiv: Einnahmen durch Stiftungen.

Artikel vom 04.02.2006