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Studierende fordern »freien Eintritt«

Aus Protest gegen Gebühren bleibt Rektorat besetzt - Timmermann will Dialog

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Mindestens bis Montag wollen Studierende der Universität Bielefeld die Besetzung des Rektorates fortsetzen. Sie fordern weiterhin den Verzicht der Hochschule auf Studiengebühren und den Rücktritt von Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann. Der hofft auf ein Gespräch mit den Besetzern.

Vor wenigen Tagen zierte es noch das Münsteraner Schloss, die Zentrale der dortigen Universität. Jetzt hängt das überdimensionale »Eintritt frei«-Plakat in der Bielefelder Uni-Halle. Weiterhin »freien Eintritt« in die Hochschulen ist das, was auch die Bielefelder Studierenden wollen. Und deshalb haben sie sich über die Solidaritätsbekundung aus dem benachbarten Münster gefreut.
»Wir werden inzwischen von Studierenden aus vielen anderen Hochschulen unterstützt«, sagt Jean-André Flöring, einer der bis zu 200 jungen Leute, die das Rektorat im 3. Stock der Universität besetzt halten, seit sich am Mittwoch der Senat der Hochschule mehrheitlich für die Erarbeitung einer Studiengebühr-Satzung ausgesprochen hat. Sie hoffen auf Zustimmung auch unter Bielefelds Oberstufenschülern. »Das sind die, die uns nachfolgen und erst recht betroffen sein werden«, meint Flörings Kommilitone Matthias Klenk. Einige der Besetzer sind deshalb am Freitag ausgeschwärmt, um an den Gymnasien für ihre Aktion zu werben.
Das Hauptargument der Besetzer, die Studiengebühr sei sozial ungerecht, lässt Rektor Timmermann so nicht gelten. »Die Kosten einer Hochschule werden zu 80 Prozent von Nicht-Akademikern getragen - über die Steuergelder.« Timmermann hat bei den Linguisten und Literaturwissenschaftlern Unterschlupf gefunden, solange sein Büro für ihn nicht zugänglich ist. Räumen lassen will er das Rektorat auf keinen Fall. »Irgendwann wird der symbolische Wert der Besetzung erfüllt sein«, gibt sich Timmermann gelassen. Er setzt auf das Gespräch mit den Studentinnen und Studenten: »Es ist noch alles offen.« Nachdem die Kontaktaufnahme am Donnerstag gescheitert war, ist sie am Freitag viel versprechender verlaufen.
Die Studierenden im Rektorat haben Arbeitsgruppen gebildet. Eine formuliert die Forderungen an die Hochschulleitung, eine kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Andere wollen die weiteren Protestaktionen bis zum 3. Mai, dem Tag der entscheidenden Senatssitzung, organisieren. Und auch Lebensmittel für die Besetzer müssen beschafft werden.
AStA-Vorsitzender Janosch Stratemann betont, dass die Protestierer eigenständig arbeiten. »Aber wir sind mit ihnen solidarisch.« Und Martin Isbruch, studentisches Mitglied im Senat, bekräftigt die Dialogbereitschaft: »Wir wollen mit unserem Protest den Senat nicht spalten.«
Studierende und Hochschulleitung verstärken jetzt ihre Aufklärungsarbeit. Die Protestierer informieren unter »www.besetzung.kollima.de«. Auf der Hochschul-Homepage »www.uni-bielefeld.de« ist bereits ein Flugblatt veröffentlicht, das das Rektorat am Montag in der Uni verteilen lassen will.

Artikel vom 04.02.2006