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Von Michael Diekmann

Bielefelder
Optik

Die Chance für die City nutzen


Endlich wieder eine gute Nachricht. Nicht von Leerständen, sondern Neuvermietung. Die Immobilie der guten alten Kaufhalle, die später als erfolgreicher Multistore von italienischen Managern jäh gestoppt wurde, muss nicht länger als billiges Quartier für Verwerter von Aktionsware herhalten. Im Gegenteil. Nicht nur die Nachbarschaft in der Bahnhofstraße nahe dem Kronenplatz freut sich auf den Modefrühling. Mit Mango (der Marke von Claudia Schiffer) zieht eines der expansivsten und erfolgreichsten internationalen Unternehmen nach Bielefeld.
Seit 1996 sind insgesamt 43 Standorte entstanden. Den nächsten Knüller soll es im Frühjahr in der Bahnhofstraße geben. Dabei haben es sich die Immobilienfachleute der Metro AG in Düsseldorf nicht einfach gemacht mit der Neuvermietung. Man hat viele Angebote geprüft, man hat abgewägt und seine ehrgeizigen Pläne sogar in der Bielefelder Handelsszene vorgestellt. Und positive Resonanz geerntet. Klar, in der ohnehin hochsensiblen innerstädtischen Handelslandschaft, in der gerade im Bereich der oberen Bahnhofstraße oftmals Leerstände und Geschäftsaufgaben statt Neueröffnungen für Gesprächsstoff sorgten, steht ein Projekt wie Mango und Only für eine wichtige Bereicherung.
Die Überlegung der Eigentümer, die trostlose Asphaltwüste zu Friedenstraße und wilderndem Bahndamm durch ein Parkhaus zu verschönern, sollte Bielefelds Politik als positives Signal verstehen: »Es geht doch was in der nördlichen City.« Um so besser, dass die offensichtliche Diskussion um das Parkhaus in der BZV hinter verschlossenen Türen geführt wurde..
Für Unternehmen, die in Londons Regent-Street ebenso erfolgreich sind wie in Lübecks sensibler Altstadt, muss es höchst paradox anmuten, wenn sich Politiker den Kopf darüber zerbrechen, ob die Erschließung der 281 Parkplätze an der Fahrradstraße vor der Tür scheitert und ob großflächige Plakate zur Rückseite städtebaulich vertretbar sind. Allein der Gedanke an solche Fragestellungen ist städtebaulich jedenfalls nicht verträglich. Im Gegenteil: Ein Riesenposter von Claudia Schiffer am Parkhaus mit Blick auf die ICE-Strecke ist jedenfalls eine bessere Visitenkarte als die heutigen Hinterhöfe. Wer den Glauben auswärtiger Investoren an Bielefelds ehrliches Interesse weiter strapazieren möchte, sollte Debatten frönen. Gut, dass man das Projekt grundsätzlich nicht in Frage stellen kann.

Artikel vom 04.02.2006