04.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fähre sinkt:
Mehr als
1000 Tote

Untergang im Roten Meer

Kairo (Reuters/dpa). Beim Untergang einer ägyptischen Fähre im Roten Meer sind wahrscheinlich weit mehr als 1000 Menschen ertrunken.
Ein Foto der »Al Salam 98«. Sie transportierte vor allem ägyptische Arbeiter in die Golfstaaten.

Die ägyptische Fähre »Al Salam Boccaccio 98« hatte am Donnerstagabend mit 1415 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord den saudiarabischen Hafen Dhiba verlassen. 90 Kilometer vor ihrem Ziel, dem ägyptischen Hafen Safaga, sank das Schiff. Das berichtete die ägyptische Nachrichtenagentur Mena.
Bis Freitagabend waren lediglich 293 Menschen gerettet worden. Sie seien vom gekenterten Schiff geholt worden, sagte der Direktor der zuständigen Hafenbehörde, General Mahfus Taha, der ägyptischen Nachrichtenagentur Mena. »Wir erwarten nicht, viele Überlebende zu finden, da seit dem Untergang schon so viel Zeit vergangen ist«, sagte eine mit der Rettungsaktion vertraute Person. Zahlreiche Leichen wurden im Meer treibend entdeckt.
Über die Hintergründe des Untergangs der Fähre gab es keine Informationen. Nach Angaben der Fährgesellschaft war das Wetter auf der Überfahrt schlecht. Es habe starker Wind geherrscht, und es habe geregnet. Einen letzten Funkkontakt soll es am Donnerstagabend um 21 Uhr gegeben haben. Ein Notruf sei von keiner Küstenstation aufgefangen worden, sagte Adel Schukri von der Kairoer Al-Salam Maritime Transport Company, der das Schiff gehört. Mena berichtete jedoch, das in Gegenrichtung fahrende Schiff »Saint Catherine« habe ein Notsignal empfangen. Der Kapitän der »Al Salam 98« habe mitgeteilt, das Schiff drohe zu sinken.
Mehrere Verletzte wurden in einem Krankenhaus im Urlaubsort Hurgada versorgt. Im Hafen von Safaga drängten sich Tausende von Angehörigen und warteten auf Neuigkeiten über das Schicksal ihrer Lieben.
Die Fähre hatte Dhiba, den nördlichsten saudiarabischen Hafen am Roten Meer, um 20.30 Uhr Ortszeit verlassen. In Safaga hätte sie um 2.30 Uhr ankommen sollen.
Auf der Strecke hatte es schon mehrfach Unglücke gegeben. Mitschuld daran ist oftmals der Einsatz älterer Autofähren vom Roll-on-Roll-off-Typ, die bei Experten als gefährlich gelten.
»Die Schiffe haben eine Bug- und eine Heck-Klappe und dazwischen Autodecks im Stil riesiger Tiefgaragen«, erläuterte der Leiter des ADAC-Fährentests, Jens-Peter Hoffmann. »Läuft vorn Wasser herein, breitet es sich schnell im ganzen Schiff aus, und die Fähren können leicht umkippen.« Aus aller Welt

Artikel vom 04.02.2006