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Viel Lob, aber keine Punkte

Bärenstarke Arminia unterliegt unglücklich dem Hamburger SV mit 1:2

Von Werner Jöstingmeyer
Hamburg (WB). Arminia ist derzeit wahrlich nicht mit dem Glücksgott im Bunde. Sehr gut gespielt, viele Chancen erarbeitet, selbst kaum etwas Nennenswertes zugelassen und doch wieder die Punkte dem Gegner überlassen.
Erst ein Tor, dann ein Tänzchen: Isaac Boakye.

Wie schon zuvor gegen Werder Bremen unterlagen die Bielefelder trotz einer feinen engagierten Mannschaftsleistung auch dem weiteren Champions League-Anwärter Hamburger SV mit 1:2. Hamburgs Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer war der schmeichelhafte Sieg fast peinlich. Er entschuldigte sich nach dem Abpfiff in der schmucken AOL-Arena bei seinem früheren Teamgefährten Thomas von Heesen: »Ihr habt sehr gut gespielt und mindestens einen Punkt verdient gehabt.« Ins gleiche Horn blies HSV-Coach Thomas Doll: »Arminia war in der ersten Halbzeit bärenstark. Die Mannschaft hat sich taktisch klug verhalten und eine hohe Laufbereitschaft gezeigt.«
Die lobenden Worte der gastgebenden Hanseaten nutzen indes nichts. Unterm Strich verlor Arminia wieder drei Punkte, die dem ostwestfälischen Konto so gut getan hätten. »Jetzt stehen wir am Dienstag in Mainz gehörig unter Druck und benötigen mindestens ein Remis, um nicht ganz unten reinzurutschen«, befand Bielefelds Finanzdirektor Roland Kentsch.
Mit Fatmir Vata für Artur Wichniarek in der Spitze und Rüdiger Kauf für Detlef Dammeier im defensiven Mittelfeld ließ Arminia dem HSV im ersten Abschnitt keine Chance. »Taktisch kann man eigentlich nicht besser spielen«, fand auch DSC-Coach Thomas von Heesen lobende Worte für sein Team, das die Räume geschickt zustellte, den Gegner früh attackierte und den Favoriten von Beginn an gehörig unter Druck setzte.
Bezeichnend für die Verunsicherung in der Hamburger Abwehr, dass ausgerechnet der kleine Fatmir Vata David Kobyliks Flanke per Kopf ganz knapp neben das Tor setzte. Wenig später musste der Albaner nach der ersten rüden Attacke von Khalid Boulahrouz verletzt das Spielfeld verlassen.
Arminia ließ sich durch einige brutale Fouls der Platzherren nicht schocken. Marco Küntzel versetzte auf dem rechten Flügel Raphael Wicky. Seine Flanke ins Zentrum verwertete Isaac Boakye mit einem platzierten Schuss ins linke Eck zum völlig verdienten Führungstreffer. Erstmals in dieser Saison wurde der HSV beim Pausenpfiff von den 50 991 Zuschauern gnadenlos ausgepfiffen.
Trainer Thomas Doll reagierte, wechselte den schwachen Naohiro Takahara aus und beorderte Sergej Barbarez neben den brasilianischen Fremdkörper Ailton (nur 17 Ballkontakte) in die Spitze. Durch einen ausgesprochenen Glückstreffer gelang der Ausgleich. Piotr Trochowskis Schuss aus der Drehung flog genau in den oberen rechten Winkel. DSC-Schlussmann Mathias Hain, der mit einer Flanke auf den zweiten Pfosten gerechnet hatte, besaß keine Abwehrchance.
Artur Wichniarek und der für den verletzten Polen wenig später eingewechselte Ioannis Masmanidis hatten die erneute Bielefelder Führung auf dem Fuß. Selbst als Barbarez mit einem Kracher aus 16 Metern das 2:1 erzielte, war Arminia noch nicht geschlagen. Nach einem feinen Doppelpass mit Boakye traf Masmanidis nur den Außenpfosten. »Das nächste Mal mache ich es besser«, versprach der U21-Nationalspieler.
»Wir haben eine Menge Glück gehabt«, befand Thomas Doll. Sein Kollege Thomas von Heesen begründete die Niederlage einmal mehr mit der mangelnden Chancenverwertung. »Weder Boakye noch Wichniarek haben einmal ein richtiges Pfund abgezogen.« Zudem gestand er ein, dass sein Team nach dem überraschenden Ausgleich etwas den Rhythmus verloren hatte. So wurde es nichts mit den Bonuszählern gegen den Tabellendritten. Stellte »Thommy« fest: »Wir können nur hart arbeiten und unsere Schwächen ausbügeln. Wir machen zwar einen super Job, müssen aber irgendwann wieder punkten.«
Lesen Sie auch den Bericht über Arminia-Gastgeber Hamburger SV auf der Sportseite 4.

Artikel vom 06.02.2006