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Sissi schmückte
ihre Hofdamen

Kronjuwelen landen bei Christie's

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Wenn ihr die Hofdamen den Schmuck anlegten, kam sich »Sissi« vor wie ein Pferd. »Ins Geschirr gehen«, nannte sie die Prozedur. Weil Österreichs Kaiserin Elisabeth (1837 bis 1898) auf Schmuck ohnehin nicht viel Wert legte, verschenkte sie ihn unter ihrer Dienerschaft.
Frederick Schwarz erkennt die Juwelen sofort. Foto: Büscher

Über das »Schicksal der preußischen, österreichischen und französischen Kronjuwelen« berichtete der Juwelenexperte des Auktionshauses Christie's, Frederick Schwarz, im Museum Huelsmann in Bielefeld. Obwohl die Monarchien von Revolutionen hinweggefegt wurden, erinnern Diademe, Colliers, Broschen und Ohrringe weiter an die Zeit der Könige, Kaiser und Prinzessinnen. So kaufen die »Freunde des Louvre« bis heute reichen Sammlern Schmuckstücke aus den Schätzen von Ludwig XIV. oder Napoleon ab. Zum letzten Mal waren die Kronjuwelen 1884 öffentlich gezeigt worden, 1887 verkaufte die Republik Frankreich die Pretiosen. Weil sich Demokraten an den Relikten der Monarchie stießen, wurden sie in alle Welt verscherbelt.
»Immer mal wieder kommt ein Stück auf den Markt«, erzählte Frederick Schwarz. Über die Jahrhunderte füllte sich die Schatzkammer der Herrscherhäuser mit Rubinen, Smaragden und Naturperlen. Zu den Kronjuwelen der Zaren gehörten allein 13 prächtige Diademe. Der Wert des Zarenschatzes wird auf 400 bis 500 Millionen Euro geschätzt. Jedes Herrschergeschlecht habe einen Hausstein gehabt, sagte Schwarz: Frankreich den Regent-Diamant (130 Karat), Österreich den Florentiner-Diamant (130 Karat) und Preußen den Sancy-Diamant mit 34 und ein Achtel Karat.
Die Kronjuwelen spiegelten den Glanz eines Herrscherhauses wider und transportierten eine politische Aussage. »Sachsens König August der Starke demonstrierte Macht, indem er neun Juwelengarnituren anfertigen ließ«, sagte Schwarz. Diademe galten als Attribut einer Prinzessin. Die bis zu zehn Zentimeter hohen und bis zu 50 Zentimeter langen Schmuckstücke wogen 800 Gramm.
Die Kronjuwelen überstanden die Revolutionen nur teilweise. Als 1918 die Habsburger aus Wien vertrieben wurden, nahm Kaiser Karl den Schmuck mit ins Exil und musste Stücke verkaufen, um die Familie finanziell am Leben zu erhalten. »Dabei wurden die Steine aus den Fassungen gebrochen«, berichtete Schwarz.

Artikel vom 04.02.2006