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Doppelspitze
gar nicht spitze

Klinsmann will nur einen Direktor

München (dpa). Die Besetzung des Sportdirektor-Postens im Deutschen Fußball-Bund droht auf eine Machtprobe zwischen der Verbandsführung und Jürgen Klinsmann hinauszulaufen, wenn der Bundestrainer bei der entscheidenden Sitzung am Mittwoch auf Hockey-Trainer Bernhard Peters als einziger Lösung pochen sollte.

»Wir sind immer von einer Person ausgegangen«, erklärte Klinsmanns Assistent Joachim Löw im ZDF zu einer Doppellösung mit Peters und dem vereinslosen Bundesliga-Trainer Matthias Sammer.
DFB-Präsident Theo Zwanziger warb am Wochenende weiterhin um eine Kompromiss-Formel mit den zwei »glänzenden Kandidaten«. Er machte zugleich deutlich, dass die anstehende Grundsatzentscheidung nicht allein vom Bundestrainer gefällt wird. »Diese Entscheidungen werden vom DFB-Präsidium getroffen, das weiß auch Jürgen Klinsmann«, betonte Zwanziger. Er habe Klinsmann gesagt, dass dessen Peters-Plan »kein Selbstläufer ist«.
Eine Kampfabstimmung im 14-köpfigen Präsidium will der Verbandschef unbedingt vermeiden. »Ich will nicht eine Lösung erarbeiten, bei der es nur um Sieger und Verlierer geht«, sagte Zwanziger. Dass Klinsmann eine Absage an Peters nicht akzeptieren würde, erwartet Zwanziger nicht: »Jürgen Klinsmann ist zu uns gekommen, um Weltmeister zu werden. Er kann doch mit einer solchen Entscheidung nicht persönliche Dinge verbinden.«
Neben der lauter werdenden Forderung aus der Bundesliga nach einer konkreten Job-Beschreibung für die Position des Sportdirektors rückt immer mehr die Problematik in den Vordergrund, dass Sammer auch als potenzieller Nachfolger von Klinsmann bereitstehen würde. Einen »Schatten-Bundestrainer« Sammer wird Klinsmann kaum akzeptieren wollen, zumal er und Teammanager Oliver Bierhoff den von Zwanziger gewünschten möglichen Bundestrainer-Ersatz bereits in den eigenen Reihen sehen - in Person von Assistenztrainer Löw.
Klinsmann erhielt in dieser Frage lautstarke Unterstützung ausgerechnet von seinem einstigen Kritiker Uli Hoeneß. »Wer auf die Idee gekommen ist, dass man einen Bundestrainer in petto haben muss, der ist weltfremd und unprofessionell. Kein Bundestrainer auf der Welt will einen Sportdirektor, der mit den Hufen scharrt, wenn zwei Spiele verloren werden«, sagte der Manager des FC Bayern München, der seit der Ernennung zum Sprecher des »Arbeitskreises Nationalmannschaft« Klinsmann Rückendeckung gibt.
Sammer weiß, dass er in Klinsmann keinen Fürsprecher mehr hat, nachdem er ihm im Oktober eine Absage für den Sportdirektor-Posten erteilt hatte - und zwar mit dem vielsagenden Hinweis, lieber Trainer bleiben zu wollen. Inzwischen hat Sammer zwar umgedacht, aber sein Verhältnis zu Klinsmann ist distanzierter geworden. »Er hat mir zumindest nicht gesagt, dass er mich nicht will«, antwortete Sammer auf die Frage, ob Klinsmann ihn weiterhin als Sportdirektor wolle. Maßgeblich ist das für den 38-Jährigen aber nicht. »Die Entscheidung trifft der DFB«, betonte Sammer.

Artikel vom 06.02.2006