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Rentendiskussion

VW und der Professor


Zwei Meldungen, die nicht gegensätzlicher hätten sein können, sorgten in dieser Woche für Schlagzeilen. Der Physik-Nobelpreisträger Theodor Hänsch (64) drohte damit, in die USA auszuwandern, weil man ihn nicht über das Alter von 68 Jahren hinaus an der Ludwig-Maximilians-Universität in München forschen lassen wolle. In Amerika könnten Professoren »bis 80« lehren, wetterte er. Hänsch kann froh sein, dass er nicht Ingenieur bei Volkswagen ist. Dort wird, wie am Freitag bekannt wurde, ein Altersteilzeitmodell mit dem Ziel eingeführt, dass Angestellte mit 58,5 Jahren aus dem Arbeitsleben ausscheiden.
Das VW-Modell wäre nicht nur mit dem Forscherdrang von Theodor Hänsch unvereinbar. Es mutet auch vor dem Hintergrund kurios an, dass Bundessozialminister Franz Müntefering den Deutschen gerade erst die Rente mit 67 verordnet hat. Deutschland schlägt im Februar 2006 Purzelbäume: VW will bei seinem Sparkus das Personal verringern und wirbt mit Altersteilzeit und Abfindungen. Der Staat will gleichzeitig mehr Einnahmen in den Rentenkassen und zwingt das Volk, länger zu arbeiten. Und der Professor aus München fordert schließlich, dass die »dumme Altersgrenze« gleich ganz wegfällt. Dietmar Kemper

Artikel vom 04.02.2006