»Terrorismus bleibt ein Problem, ebenso starke Kopfschmerzen bereitet der Drogenanbau.«
Leitartikel Afghanistan-Hilfe
Es gibt noch viel zu tun am Hindukusch
Von Dirk Schröder Nach wie vor warnt das Auswärtige Amt vor Reisen nach Afghanistan. Wer trotzdem reist, muss mit terroristischen Anschlägen rechnen. Selbst in der Hauptstadt Kabul könne es trotz der Präsenz der Internationalen Schutztruppe zu Attentaten kommen. Und im übrigen Land bestehen sogar noch höhere Sicherheitsrisiken. Das ist heute, fünf Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes, die Situation. Milliarden Euro sind seitdem nach Afghanistan geflossen. Aber dennoch: Der größte Teil der Bevölkerung lebt weiter in bitterer Armut, das Land am Hindukusch ist nach wie vor das Herkunftsland von 90 Prozent des weltweiten Konsums von Opium und Heroin. Afghanistan also ein Milliarden teures Fass ohne Boden? Auf den ersten Blick ist es verständlich, wenn einige westliche Staaten mit weiterer Hilfe zögern, weil sie in dem Land keinerlei Fortschritte sehen, ja, registrieren müssen, dass selbst Regierung und Ministerien nach wie vor Horte der Korruption sind. All dies ändert nichts daran: Das von Krieg und Terror geschundene Land ist noch für viele Jahre auf Hilfe angewiesen. Bei allen Rückschlägen und Enttäuschungen, die es bisher gegeben hat, die westliche Welt darf nicht noch einmal den Fehler machen, das Land zu vernachlässigen. Viele Afghanen warten nur auf eine Gelegenheit, die Uhr wieder zurückdrehen zu können. Der Terrorismus in dem Land gefährdet ja nicht nur die Sicherheit und Unabhängigkeit in Afghanistan, auch die westliche Welt hat bereits mehrfach schmerzhaft erfahren müssen, welche Gefahr von den Terrorschmieden am Hindukusch ausgeht. Darum ist es richtig, dass eine internationale Konferenz in dieser Woche in London neue Hilfsversprechen gegeben hat. Es lohnt sich auf jeden Fall. Blickt man einmal fünf Jahre zurück, kann sich der in Afghanistan vollzogene Wandel trotz allem sehen lassen. So dürfen die bisherigen Geberländer nun nicht auf halbem Weg stehen bleiben. Blickt man auf die Bereiche Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte oder auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung - es gibt noch viel zu tun. Und ein Fehler ist es sicherlich nicht, dass mit dem neuen Afghanistan-Pakt die Regierung in Kabul stärker eingebunden werden soll. Natürlich bleibt der Terrorismus, bleiben die weiter kämpfenden Taliban ein großes Problem. Der Drogenanbau bereitet aber ebenso starke Kopfschmerzen. Zwar haben 50 000 Bauern dem Mohn-Anbau entsagt, doch es ist weiter notwendig, ihnen andere Wege aufzuzeigen, mit denen sie überleben können. Schließlich ist ein hartes Durchgreifen gegen die Drogenbarone leichter gesagt als getan, sitzen viele Strippenzieher des Drogenhandels in den Regierungen - in Kabul und in den Provinzen. Erfolge lassen sich daher nicht in kurzer Zeit erzielen, aber jede Investition in ein stabiles Afghanistan ist eine Investition auch in unsere Sicherheit.