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Zum sportlichen
Hemd gibt's
Herforder Bier

Brauereien setzen auf Fußball-WM

Von Dietmar Kemper
und Stefan Hörttrich
Herford/Lübbecke (WB). Der Fußball der Privatbrauerei Ernst Barre in Lübbecke hat grüne statt schwarze Felder. Grün ist die Vereinsfarbe, pardon das Markenzeichen der Brauerei. Mit dem Ball, den es von März an für 9,90 Euro zu kaufen gibt, leistet das Unternehmen seinen Beitrag zum Großereignis dieses Jahres auf dem Rasen.

Bei der Fußball-WM soll das Bier durch die Kehlen der Fans rinnen - so wie der Schweiß über die Stirn von Ballack, Rooney und Ronaldinho. »Bier und Fußball gehören zusammen«, betont der Geschäftsführer der Herforder Brauerei, Udo Tydecks. So wie seine Kollegen in der Pilsregion Westfalen rechnet er mit einem steigenden Konsum während der vier Wochen, in denen sich alles um das runde Leder dreht.
Die Herforder Brauerei kooperiert mit dem Bekleidungshersteller Brax Leineweber GmbH. Im Mai erhalten Kunden, die zwei sportliche Polohemden, Bermudas oder Cargo-Hosen kaufen, sechs Flaschen Herforder Mild Plus gratis dazu. »Wer kein Bier möchte, kann auch einen Mini-Fußball mit Brax-Aufdruck bekommen«, sagte der Leiter Werbung und Verkaufsförderung der Herforder Modefirma, Marc Freyberg, dieser Zeitung. 77 Händler in Deutschland machen bei der Aktion mit, für die 10 000 Flaschen abgefüllt werden.
Wieviele Gläser, gefüllt mit Gerstensaft, während der WM mehr als sonst getrunken werden, lässt sich schwer schätzen. Auf jeden Fall werde es mehr öffentliche Veranstaltungen und Partys geben, betont Dietmar Große Westerloh von der Pott's Brauerei in Oelde. Er denkt an die Großbildleinwände auf den Marktplätzen, vor denen sich hunderte Fans versammeln.
Etwas weniger Männer und Frauen lassen sich vor den Fernsehern in den heimischen Wohnzimmern und Partykellern nieder, um mit Kahn und Co. mitzuzittern. Fußball-Weltmeisterschaften gelten als ideale Gelegenheit, um die Clique zusammen zu trommeln. Bei Chips und Bier wird gemeinsam gejubelt und getrauert. Gleichwohl läuft nicht mehr so viel Gerstensaft wie früher in die Gläser, und deshalb haben die Brauereien Grund zur Klage. Der Pro-Kopf-Konsum ihres Getränks im Jahr sank von 132 Litern 1995 auf 116 Liter.
Die WM könnte der Branche ein gutes Jahr 2006 bringen. Große Westerloh rechnet mit »zusätzlichen Ausstoßmengen«. Optimistisch stimmt ihn die höhere Nachfrage von Vereinen und Kommunen nach Theken und Kühlwagen. Um die Verbundenheit zwischen Brauerei und Kunden zu betonen, hat sich Pott's passend zur WM eine witzige Aktion ausgedacht. Zur Zeit würden alle 53 Mitarbeiter für das »Pott's Topteam 2006« fotografiert, erzählt Große Westerloh. Auf den Rückenetiketten der Flaschen werde jeder Mitarbeiter einzeln gezeigt. So lernen die Kunden ihre Brau-Weltmeister kennen, Schweinsteiger und Podolski kennen sie ja schon.
Auch die Warburger Brauerei blickt dem Fußball-Marathon mit Vorfreude entgegen. »Wir versprechen uns eine Belebung des Geschäfts«, sagt Peter Kohlschein. Er hofft darauf, dass die geplante Großbildleinwand auf dem Marktplatz in Warburg auch wirklich aufgebaut wird. Wenn ja, sei die Brauerei als Sponsor dabei.
Die Herforder Brauerei hofft darauf, dass Klinsmanns Truppe möglichst lange im Turnier bleibt. Geschäftsführer Udo Tydecks rechnet mit dem Halbfinale. Allerdings sei das Wetter wichtiger als Tore und Triumphe: »Ein schöner Sommer bringt mehr Impulse als vier Wochen WM.«

Artikel vom 04.02.2006