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Steter Einsatz für die Gehörlosen: Magdalene Wendt (82) Foto: Schelberg


Gehörlosen immer
zur Seite gestanden

Magdalene Wendt verstarb 82-jährig


Bielefeld (pjs). Die »Mutter der Gehörlosen« ist tot: Im Alter von 82 Jahren verstarb Magdalene Wendt, die über Jahrzehnte als Botin, Mittlerin und Dolmetscherin, als Betreuerin und Seelsorgerin vielen behinderten Menschen in der Region in unterschiedlichsten Lebenssituationen geholfen hatte, am Dienstag. Als Kind gehörloser Eltern war sie in Bielefeld aufgewachsen: Der Umgang mit der Gebärdensprache wurde so für sie schon in jungen Jahren zur Selbstverständlichkeit. Ehrenamtlich engagierte sich Magdalene Wendt nach dem Krieg im DPWV, im Bund der Kinderreichen und in der Gehörlosenarbeit. »Blindheit trennt von den Dingen, Taubheit trennt von den Menschen«: Mit diesem Satz veranschaulichte sie die drohende Isolation der Nichthörenden, die sie mit der ihr eigenen Beharrlichkeit zu durchbrechen half. Magdalene Wendt übersetzte für Taube, Taubstumme und Hörgeschädigte, stand Hilfesuchenden Tag und Nacht zur Seite - bei Arztbesuchen und Behördengängen, als Laienpredigerin und auch als beeidigte Dolmetscherin in Gerichtssälen. Vielen Hörgeschädigten verhalf sie in Lehrgängen sogar zum Führerschein. In Bielefeld, Herford und Detmold richtete die Mutter von fünf Kindern Sprech- und Beratungsstunden ein. 1976 gründete sie den Verein Gehörlosenhilfe OWL, der später dem Diakonischen Werk angegliedert wurde. Noch im hohen Alter, als sie bereits auf einen Rollstuhl angewiesen war, half die Bundesverdienstkreuzträgerin »ihren« Gehörlosen: »Mein Haus steht offen, ich schicke niemanden weg.«
In einem Gottesdienst am Samstag, 4. Februar, um 15.30 Uhr wird die Verstorbene in der Petrikirche Minden zur letzten Ruhe begleitet.

Artikel vom 04.02.2006