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»Wir geben noch
einmal 100 Prozent«

Handball-EM: Auch Platz fünf von großer Bedeutung

Basel (dpa). Mit dem Ziel Norwegen 2008 sind die deutschen Handball-Männer am Freitag zum Spiel um Platz fünf der Europameisterschaft nach Zürich aufgebrochen.
Im Duell mit dem Olympia-Dritten Russland will sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Samstag (11.45 Uhr/NDR live) trotz eines angeschlagenen Quintetts die direkte Qualifikation für die EM in zwei Jahren sichern. »Wir haben ein letztes sehr, sehr schweres Spiel, das wegen der EM von großer Bedeutung ist«, erklärte Bundestrainer Heiner Brand. Und Torjäger Pascal Hens versprach: »Wir werden noch einmal 100 Prozent geben.«
Schon am Morgen nach dem verpassten Halbfinal-Einzug und der gescheiterten Titelverteidigung war die Enttäuschung im deutschen Lager abgeklungen. Aus dem Kopf verbannt aber war das knappe Scheitern nicht. »Nach den letzten Ergebnissen kommt bei aller Zufriedenheit ein bisschen Wehmut auf«, bekannte der Bundestrainer. Vor allem dem vergebenen zweiten Punkt vom Auftaktspiel gegen Spanien (31:31 nach 31:28-Führung) trauerte die Mannschaft nach. »Aber das muss hinten an stehen«, forderte Brand.
Mit kräftiger Seelenmassage baute der Bundestrainer seine Spieler, die vergeblich auf slowenische Schützenhilfe gegen Spanien gehofft hatten, wieder auf. »Wir sind mit einem nicht so guten Gefühl hierher gefahren. Aber die Mannschaft ist über sich hinaus gewachsen. Wir haben in einigen Phasen sehr guten Handball gespielt. Es ist sehr positiv gelaufen. Jetzt stehen wir auf einmal sehr gut da«, bilanzierte der Bundestrainer nach der Serie von drei Siegen in der Hauptrunde. »Ich freue mich, dass wir so super gespielt haben und in der Hauptrunde alle Spiele gewonnen haben. Was wir erreicht haben, ist phänomenal«, sagte Torhüter Johannes Bitter (Magdeburg).
Am Ziel aber ist die deutsche Mannschaft bei dem Turnier in der Schweiz noch nicht. »Wir hoffen, dass wir uns für die EM in Norwegen qualifizieren. Das ist wichtig«, forderte Welthandballer Henning Fritz (Kiel). Fraglich ist allerdings, ob der Olympia-Zweite in stärkster Besetzung gegen Russland auflaufen kann. Christian Zeitz (Kiel) hat Leistenprobleme, Frank von Behren (Gummersbach) erlitt im Spiel gegen Polen eine Bänderverletzung im Sprunggelenk und Oliver Roggisch (Magdeburg) sowie Florian Kehrmann (Lemgo) laborieren an Oberschenkelblessuren. Spielmacher Michael Kraus aus Göppingen ist durch eine Erkältung gehandicapt. »Das sind die Sorgenkinder, die wir haben. Ich hoffe darauf, dass wir komplett antreten werden gegen eine russische Mannschaft, die physisch keine Schwächen zeigen wird«, sagte Brand.
Im Anschluss an das deutsche Spiel bestreiten Weltmeister Spanien und der EM-Dritte Dänemark sowie der WM-Dritte Frankreich und Olympiasieger Kroatien die Halbfinal-Partien. »Die Mannschaften mit der größten Stabilität und Physis sind vorn«, urteilte der deutsche Bundestrainer und tippte auf den Weltmeister als kommenden Titelträger: »Dann kann ich sagen: Wir sind so gut wie der Europameister.«

Artikel vom 04.02.2006