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PR für die Mafia und freche Mode

Absolventen des Fachbereichs Gestaltung stellen Diplomarbeiten aus

Bielefeld (sas). Annika Schmidt ist PR-Managerin von »Borgata Bros.«, einem etwas dubiosen Unternehmen mit sechs Geschäftsbereichen. Einer ist die Escort Agency (die Bodyguards stellt), ein anderer der Im- und Export (auch von weißem Pulver), ein dritter die Casino Corporation (mit Pokerspielen, die fünf Asse haben). Schmidt alias Babe Catalano hat für »Borgata Bros.« ein Erscheinungsbild entworfen. Gekonnt inszeniert sie den Auftritt des Unternehmens.

»Borgata« ist ein mafiöses Unternehmen - und ein fiktives dazu, von Annika Schmidt für ihre Diplomarbeit erdacht. Die Studentin gehört zu den 42 frischgebackenen Absolventen des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld, die an diesem Wochenende ihre Arbeiten der Öffentlichkeit präsentieren. Stilecht lässt sie sich von schwarzgekleideten Herren begleiten, die ihre Gesichter hinter Sonnenbrillen verbergen, während sie »Borgata Bros.« präsentiert.
Das Motto der diesjährigen Präsentation an der Lampingstraße lautet »Triathlon«. Das drückt aus, dass die Diplomanden aus drei Studienrichtungen kommen - Fotografie und Medien, Grafik und Kommunikation sowie Mode -, dass zudem aber Ausdauer nötig ist, um zu bestehen. Der Ausstellungsbegleiter, gestaltet von Nicole Sprekelmann und Friederike Dietz, und von Prof. Jochen Geilen um eine signierte Grafik bereichert, greift das auf: Besucher erhalten bei jedem Diplomanden einen Sticker, den sie einkleben können. Durchhaltevermögen ist also gefragt, wenn der Führer komplett sein soll.
Die Arbeiten der Studierenden sind phantasievoll und vielseitig. Mario Krüger hat ein Buch über Zäune in Ost und West erstellt, Lars Blechner zur WM ein Konzept für ein Fußball-Tippspiel erdacht. Unter dem Motto »Raum-Fluss« hat Svenja Hüllbrock ein monochromes Wandbild mit trompe l'oeil-Effekt gestaltet, das beim Betrachter Irritationen verursacht, und Ariane Fischer hat im Osten des Landes öde »Industriefolgelandschaften« fotografiert. »Sie werden in zehn Jahren, wenn sie renaturiert sind, ganz anders aussehen, und niemand wird sich daran erinnern, was jetzt ist.«
Kein Akt ist die Fotografie von Carola Fritzsche, die gleichwohl Frauen nackt fotografierte - in Ruhe stehend in ihrer Wohlfühl-Umgebung. Bero Beinlich entwarf ein neues Corporate Design für die FH (das alte ist ihm zu »verstaubt«), Marvin Klostermeier stellte einen Musikbildband mit Jazzfotografien her.
Keck und frech waren wie immer auch die frischgebackenen Modedesigner - wie Beate Reinsch, die sich in Second-Hand-Läden ein gutes Dutzend Nadelstreifenanzüge besorgte und in Damenmode umsetzte. »Meine Vorbilder waren Marlene Dietrich und der Film ÝMetropolisÜ.« Da wurde aus einem noch deutlich erkennbaren Sakko ein Rock, aus zwei Hosen entstand ein schmales Etuikleid. Allemal inspirierend.
Die Ausstellung wird am heutigen Freitag, 18 Uhr, eröffnet, die Arbeiten sind am Samstag von 11 bis 18 Uhr, und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr, zu sehen.

Artikel vom 03.02.2006