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Neuer Typ als
Symbolfigur

James Dean wäre 75 geworden

Von Christoph Driessen
New York (dpa). Kaum etwas fördert den Mythos eines Schauspielers so sehr wie ein früher Tod. Wenn James Dean noch am Leben wäre, würde er am kommenden Mittwoch seinen 75. Geburtstag feiern.

Vielleicht würde er bei der nächsten Oscar-Verleihung auf die Bühne humpeln und sich mit krächzender Stimme für einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk bedanken. Hoch geschätzt wäre er womöglich - aber alles andere als eine Kultfigur. Schon Humphrey Bogart erkannte: »Hätte er weitergelebt, hätte er seinem Ruf nie gerecht werden können.«
So aber ist er auf ewig der aufsässige Teenager. Mitten in der bleiernen Eisenhower-Zeit, dem amerikanischen Äquivalent zu den Adenauer-Jahren, etablierte James Dean einen neuen Männertyp, verletzlich und dennoch begehrenswert. »Er konnte weinen und war doch ein Mann, der schönste Mann, den wir je gesehen hatten«, erinnert sich Elke Heidenreich an ihre ersten Kinobesuche. »Nach James Dean war nichts mehr wie vorher.«
Aber nicht nur Frauen verfielen ihm. Die Männer standen stundenlang vorm Spiegel und waren damit beschäftigt, ihre Haare in einen Zustand natürlicher Ungekämmtheit zu versetzen. Und oft war da noch mehr: Die Bilder, auf denen ein provozierend jugendlicher Dean mit weit geöffnetem Hemd und Schmollmund posierte, würden sich heute gut auf jedem Gay-Magazin machen. Mittlerweile ist bekannt, dass Dean zahlreiche homosexuelle Affären hatte.
James Dean hat nur drei Filme gemacht: »Jenseits von Eden«, »...denn sie wissen nicht, was sie tun« und »Giganten«. Die beiden letzten kamen erst nach seinem Unfalltod als 24-Jähriger in die Kinos. Alle drei Streifen zeigen ihn als schwierigen Außenseiter im Konflikt mit älteren Autoritätspersonen. Bis zu einem gewissen Grad spielte er dabei sich selbst: Obwohl als Schüler angepasst, stellte er später schlechte Manieren zur Schau und lebte seine Launen aus. Sein großer Förderer, Regisseur Elia Kazan, erlebte ihn als »störrisch, misstrauisch und voller unterdrückter Gefühle«.
Dazu kam ein Konflikt mit dem Vater, um dessen Liebe er zeitlebens vergeblich kämpfte. Kazan schrieb über eine Begegnung der Beiden: »Die starke Spannung war offensichtlich, und es war keine produktive Spannung. Ich hatte das Gefühl, dass der Vater den Sohn nicht mochte.«
Kazan hatte entscheidenden Anteil daran, dass James Dean zur Ikone wurde. Er entdeckte den richtigen Mann zur richtigen Zeit. Zur selben Zeit, als seine Filme anliefen, entwickelte sich Bill Haleys »Rock Around The Clock« zur »Marseillaise der Teenager-Revolution«, und Elvis Presley stürmte die Charts. Noch drei Jahre nach seinem Tod erhielt James Dean mehr Fanpost als jeder lebende Hollywoodstar. Nie mehr ist ein US-Schauspieler in solchem Maße zur Symbolfigur einer Generation geworden.

Artikel vom 03.02.2006