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Slomka macht die Reifeprüfung

Derby gegen Dortmund: Schalkes Trainer winkt schon die Ehrengalerie

Gelsenkirchen/Dortmund (dpa). Noch gilt Mirko Slomka vielen lediglich als Statthalter, er könnte aber schneller als erwartet zur vorläufigen Ideallösung werden. Ein Sieg gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund hat noch jedem Trainer zu einem Platz in der Ehrengalerie des FC Schalke verholfen.
Nach dem erfolgreichen Debüt in Kaiserslautern bietet sich dem neuen Chefcoach in der »Mutter aller deutschen Derbys« die große Chance, weitere Zweifel an seiner Qualifikation auszuräumen. Vor seiner Reifeprüfung spricht er den Anhängern aus der Seele: »Wir wollen jagen, jagen, jagen und die Mannschaften, die vor uns stehen, unter Druck setzen.«
Der ohnehin brisante 127. Wettstreit der führenden Revierclubs gewinnt durch die Personalie Slomka zusätzlich an Unterhaltungswert. Schon beim 2:0-Erfolg seiner Mannschaft im ersten Rückrundenspiel vor einer Woche auf dem Betzenberg belehrte der Rangnick-Nachfolger all jene Kritiker, die dem Tabellenvierten zu einem renommierteren Coach geraten hatten, eines Besseren. Nach freudloser Winterpause mit anhaltenden Diskussionen über die Trennung von Rangnick winkt nun ein Traumstart in die Rückrunde.
»Von einem Sieg über Dortmund zehren unsere Fans lange. Wir müssen ihnen etwas zurückgeben, schließlich haben wir das letzte Heimspiel gegen den BVB verloren«, sagte Slomka. Der Fußball-Lehrer hofft, dass der Rummel um seine Person nach der Partie nachlassen wird: »Mein Gesicht war in den letzten Wochen überall zu sehen. Aber ich bin nicht wichtig. Es wird Zeit, dass sportliche Dinge und damit meine Profis wieder in den Vordergrund rücken.«
Nicht nur für Slomka ist die Partie von besonderer Bedeutung. Der zum Saisonende scheidende Ebbe Sand bestreitet sein letztes Revier-Derby - und sein 200. Bundesliga-Spiel für Schalke. Insgesamt 13 Mal trat er in der Bundesliga gegen den BVB an. Mit einer Mischung aus Wehmut und Vorfreude fiebert der Däne dem Duell in der ausverkauften Veltins-Arena entgegen. An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht: »Nur eines dieser Spiele habe ich verloren. Das wird so bleiben.«
Von einer derartigen Erfolgsbilanz gegen den Rivalen kann Tomas Rosicky nur träumen. Der Auftritt beim Nachbarn ist für den BVB-Regisseur einer der Höhepunkte auf seiner Abschiedstournee. Sein Transfer zu Atletico Madrid für 10 Millionen Euro plus Zuschläge am Saisonende soll perfekt sein. Vehement dementieren wollte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Meldung nicht: »Uns liegt kein konkretes Angebot vor, aber ich gehe davon aus, dass es bald kommt.«
Selbst im fernen Brasilien interessiert das Derby. Das hat weniger mit der Rivalität beider Clubs als vielmehr mit den Profis Lincoln (Schalke) und Dede (Dortmund) zu tun. Die befreundeten Brasilianer haben gewettet. Profitieren sollen 600 Straßenkinder in ihrer Heimatstadt Belo Horizonte. »Verliert Schalke, muss Lincoln den Kindern zwei Monate lang Essen bezahlen. Wenn wir verlieren, bezahle ich«, sagte Dede in einem Interview.
Für den Dortmunder Neuzugang Matthew Amoah kommt das Derby zu früh. Über das frühe Aus von WM-Teilnehmer Ghana beim Afrika-Cup kann sich der BVB nur bedingt freuen: Der Nationalspieler aus Ghana kehrte zwar nach Dortmund zurück, fällt aber wegen einer Knieverletzung aus.

Artikel vom 04.02.2006