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Torjagd nach Werder-Art

Der FSV Mainz fordert den Bremer Ball-Rausch heraus

Bremen (dpa). Kurios und furios: Mit einer spektakulären Aufholjagd beim 4:2 gegen Mainz 05 hat Werder Bremen wieder einmal ein Spiel der ganz besonderen Art geboten und sich mit einem atemberaubenden Angriffswirbel als Bayern-Jäger Nummer 1 etabliert.
Der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga lag bereits 0:2 zurück, ehe er sich »nach und nach in den ganz normalen Angriffsrausch« spielte, wie Mainz-Tainer Jürgen Klopp fast amüsiert kommentierte. Die Bremer waren noch gar nicht richtig auf dem Platz, da hatte ausgerechnet der von Werder an Mainz ausgeliehene Mohamed Zidan nach 17 Sekunden das schnellste Bundesliga-Tor der Saison erzielte. Als dann noch Niclas Weiland (13.) nachlegte, »war das ein Schock für uns«, gab Werder-Stürmer Nelson Valdez zu.
Doch gegen die treffsicherste Mannschaft der Liga waren sogar zwei 05-Tore zu wenig. »Wahrscheinlich haben wir das gebraucht, um wach zu werden. Danach haben wir Gas gegeben«, meinte Nationalspieler Torsten Frings. Denn innerhalb von nur zehn Minuten sorgten Valdez (39.), Johan Micoud (45.+3) und Ivan Klasnic (45.+4) noch vor der Pause für die Wende, ehe dem neben Micoud überragenden Valdez (70.) das i-Tüpfelchen gelang. »Der ganze Frust der letzten Wochen kam da raus«, sagte Valdez, der nach dem Pokal-Aus beim FC St. Pauli und dem mäßigen Rückrunden-Auftalkt in Bielefeld (1:0) besonders in der Kritik stand.
Die Gastgeber zeigten eine beeindruckende Moral, auch wenn sie davon profitierten, dass der Mainzer Torwart Dimo Wache mit einem Innenmeniskusriss im linken Knie ausgewechselt und Nikolce Noveski mehrere Minuten am Spielfeldrand behandelt werden mussten. Wache fällt mehrere Wochen aus und fehlt damit auch morgen gegen Arminia Bielefeld.
Das Signal zur Wende gegen Mainz gab Werder-Trainer Thomas Schaaf, der in der 34. Minute den offensiven Mittelfeldmann Daniel Jensen für Manndecker Naldo einwechselte und Frank Baumann ins Abwehrzentrum beorderte. »Wir mussten etwas tun und reagieren«, sagte Schaaf. »Ich wollte nicht zu lange warten.«
Bei aller Freude über den Sieg haben die Bremer Verantwortlichen die Probleme aber nicht übersehen. »Das schafft man nicht immer, dass man so ein Spiel noch dreht«, mahnte Manager Klaus Allofs. Es fehle »die Verbissenheit, kein Tor zu kassieren«, klagte er.
In der Tat war es erneut die anfällige Abwehr, die den Bremer Fans und dem Führungspersonal Sorgen bereitete. Der ausgewechselte Naldo durchlebt ebenso ein Formtief wie der diesmal auf der Bank schmorende Nationalspieler Patrick Owomoyela. Und Jelle van Damme als Linksverteidiger für den gesperrten Christian Schulz zeigte eine desolate Vorstellung. »Nach ganz oben wird es schwierig«, sagte Allofs mit Blick auf die Bayern, die weniger aufregend, aber dafür wesentlich effektiver als die Bremer spielen.

Artikel vom 06.02.2006