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Eine Mädchendomäne

Französisch-Vorlesewettbewerb im Ceciliengymnasium

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Chapeau, mademoiselles et monsieurs - Hut ab: Die Leistungen beim Vorlesewettbewerb am Ceciliengymnasium, der jetzt zum sechsten Mal stattfand, werden von Jahr zu Jahr besser.

»Wenn die Jungen wüssten, welche Chancen sich ihnen mit guten Französischkenntnissen eröffneten . . .« Marie-Lu Matzke, die am Ceci die Sprache unseres westlichen Nachbarn lehrt, glaubt, dass es nicht zuletzt der nasale - »feminine« - Tonfall ist, der den männlichen Nachwuchs auf Distanz hält. So besuchen vornehmlich Mädchen den Französischunterricht.
Die Mädchen waren es denn auch, die den Löwenanteil der gut 30 Mutigen aus sechs Realschulen und acht Gymnasien stellten und vor Publikum ihr Sprachtalent entfalteten. In sieben Gruppen, gestaffelt nach Leistungsfähigkeit - also nach der Dauer ihres bisherigen Unterrichts -, lasen sie drei Minuten lang einen selbst gewählten Text vor. Anschließend mussten die Kandidaten einen nie zuvor gesehenen Text (eine Minute) lesen. »Der enthält einige fremde Vokabeln, so dass wir sehen, wie die Schüler erlerntes Wissen anwenden«, erklärt Marie-Lu Matzke.
Zu den Lieblingstexten zählt, was in den Lehrbüchern steht, aber auch Literarisches. »Les raisins de la galère«, die »Rosinen der Galeere« von Tahr ben Jeloun aus Algerien sind gerade en vogue, ebenso der »Petit Prince«, Saint-Exupérys immergrüne Phantasie. Die Jury mit Françoise Böhmer und Alain Houdus belohnte korrekte Intonation und flüssige Vortragsweise, angemessenes Lesetempo und Präsentation - und natürlich eine französisch klingende Aussprache.
»Seit dem ersten Wettbewerb vor sechs Jahren sind die Leistungen stetig gestiegen«, meint Marie-Lu Matzke erfreut. Sie organisiert die Aktion als Mitglied und im Auftrag der Deutsch-Französischen Gesellschaft und weiß, dass die Lektüre nicht nur das Sprachvermögen fördert, sondern auch das Selbstvertrauen der Jugendlichen stärkt.
Von 1350 Ceciliengymnasiasten lernen etwa 80 Prozent Französisch, sei es als erste, zweite oder dritte Fremdsprache. Die Preise wurden von der Firma Dausmann & Höft (Nutzfahrzeuge) und Böllhoff (Montagetechnik) gestiftet. »Und weil es unglaublich schwer ist, unter lauter jungen Könnern Qualitätsunterschiede zu markieren, verlässt hier niemand ohne einen Trostpreis in Form einer Kinokarte den Vortragssaal«, sagt Marie-Lu Matzke.
Wer sich für die Deutsch-Französische Gesellschaft interessiert, findet Informationen unter
www.dfgbielefeld.de

Artikel vom 07.02.2006