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Doch  Knut ist bestens aufgelegt

Stefan Krohmers Kinoerstling dreht sich um Eiferer und Prozesse


Arte, 20.40 Uhr: Adolf-Grimme-Preisträger Stefan Krohmer inszenierte nach einigen TV-Erfolgen im Jahre 2002 seinen ersten Kinofilm. »Sie haben Knut« heißt die Geschichte, die zeitlich zu Beginn der achtziger Jahre angesiedelt ist. Menschen, die offene Beziehungen ausleben, Strickpullover tragen und politische Parolen lancieren, prägen den Film.
Nadja (Valerie Koch) und Ingo (Hans-Jochen Wagner) haben eine Beziehungskrise und fahren auf eine Skihütte, um ihr Problem in der Abgeschiedenheit der Tiroler Alpen zu lösen. Doch kurz nach ihnen treffen auch Freunde ein und bringen eine schlechte Nachricht mit. Nadjas Bruder Knut (Ingo Haeb) ist an der Grenze verhaftet worden. Die Situation wirft nicht nur für Nadja und Ingo, sondern für die gesamte Clique Konflikte auf.
Doch bevor sie ihre emotionalen Probleme zu Ende diskutieren, die persönliche Lage und die der Nation erörtern können, passiert etwas Unvorhergesehenes: Ein bestens aufgelegter Knut taucht wieder auf und erzählt, alles sei ein Irrtum gewesen. Dadurch wird die Stimmung aber nicht besser. Das fragile Gruppengefüge bricht auseinander, auch bei Nadja und Ingo ist nichts mehr, wie es mal war.
Stefan Krohmer hat eine Persiflage auf Polit-Eiferer mit ideologischer Argumentation, Solidaritätsforderungen und gruppendynamischen Prozessen gedreht. Die Erinnerungen an den Zeitgeist der achtziger Jahre mit dem Versuch offener Beziehungen, dem Griff zur Gitarre und an bärtige Menschen werden wieder lebendig.

Artikel vom 03.02.2006