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Für die GAB aktiv: Dipl.-Ing. Michael Rohnert.

Die Pflege des
Waldes nützt
Mensch & Tier

Forstarbeiten am Pfarrholz

Von Gerhard Hülsegge (Text und Fotos)
Jöllenbeck (WB). Wer dieser Tage seinen Winterspaziergang im Jöllenbecker Kirchwald absolvieren möchte, muss damit rechnen, von der Motorsäge gestört zu werden. Das 14,5 Hektar große Areal am Pfarrholz wird zurzeit gründlich durchforstet, um die Bruchgefahr zu minimieren und die Entwicklung von Kleinbiotopen zu optimieren.

»Ohne Pflegeschnitt brechen die Bäume unter der Last von Schnee und Eis oder auch bei Sturm leicht auseinander«, betont Eberhard Oehle vom Forstamt Bielefeld die Notwendigkeit der Arbeiten. Der Forstamtmann hat deshalb im Auftrage der Evangelischen Kirchengemeinde die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) Halle-Harsewinkel dafür gewonnen, die Arbeiten durchzuführen.
»Wir haben acht Leute im Einsatz, die im Umgang mit der Motorsäge erfahren sind«, berichtete Diplomingenieur Michael Rohnert, der bei der GAB für Landschaftspflege und Naturschutz zuständig ist. Die GAB verfolgt das Ziel, Langzeitarbeitslose über sinnvolle Tätigkeiten in den ersten Arbeitsmarkt zu überführen.
Im Jöllenbecker Kirchforst haben die Kandidaten bereits im Herbst mehrere große vertrocknete Pappeln gefällt, damit Eltern und Kinder auf dem Weg zum Spielplatz nicht zu Schaden kommen. Jetzt widmen sie sich vornehmlich den Weidengehölzen. Dabei werden die Stämme nicht vollständig beseitigt, sondern zum Neuaustrieb angeregt. »Die Bäume sollen aufbrechen, und ein Kopf soll sich ausbilden«, beschreibt Rohnert die Vorgehensweise. Das Innere vermodert und Tiere nisten sich ein. So entstehen Kleinstbiotope für Insekten.
In einem großen Kopf fühlen sich sogar Kauz oder Fledermaus zu Hause. Das vom Stamm entfernte Totholz verbleibt im Mischwald aus Weide, Aspe und Kirsche zur Uferrandbefestigung und »Barriere« für Hund und Halter. Einzelne Reiser werden auch wieder in den Boden gesteckt, damit aus dem Stecklingen auf natürliche Weise neue Weiden erwachsen können.
»Licht verwandelt Laub in Rotte«, weiß Herbert Upmeier zu Belzen (70), um das Geheimnis der Natur-Verjüngung. Vermehren sich die Gehölze im Wald mit ausreichendem Lichtprofil von selbst, entstehen keine Kosten für die Wiederaufforstung. Dafür keimt die Buche. Allerdings warnt der Land- und Forstwirt - 24 Jahre Presbyter und seit 26 Jahren für den Kirchwald zuständig - davor, Laub und andere Gartenabfälle im Kirchwald zu entsorgen. »Die Anlieger wussten, wo sie bauen. Und der Wald war eher da«, sagt er.
Vor zwei Jahren haben Forstamtmann Oehle und seine Mitarbeiter 58 Kubikmeter Biomüll aus dem Kirchwald geholt und zur Kompostierungsanlage gebracht.

Artikel vom 03.02.2006