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Faible für hintergründige, surreale Texte

Prof. Armin Hallmann empfiehlt Franz Kafka - Literaturtipp 12


Bielefeld (sas). Erstmals haben Wissenschaftler der Universität in diesem Semester Literaturtipps für Studienanfänger gegeben: Romane, Sachbücher oder Krimis legen sie den Studierenden ans Herz. Wir veröffentlichen einige dieser Empfehlungen - wie die von Prof. Dr. Armin Hallmann.
Der Biologe, der auf dem Gebiet der Zell- und Entwicklungsbiologie der Pflanzen arbeitet, war schon in seiner Jugend ein Kafka-Fan. Kennengelernt hat er ihn wie wohl die meisten als Schüler. »Ich mag die Hintergründigkeit seiner Texte, ich mag es, wenn man eine Geschichte in einer Geschichte entdeckt und auch beim zweiten Lesen noch Neues findet.« Zu den Erzählungen Kafkas, die ihm schon immer besonders gefallen haben, gehört »Die Verwandlung«, die Geschichte des Gregor Samsa, der eines Morgens aufwacht und ein Käfer ist. »Er gerät in eine völlig absurde, surreale Situation, die für ihn plötzlich Normalität wird.«
Dass Hallmann Biologe ist, der in der »Verwandlung« womöglich eine ganz besondere Metamorphose oder das Ergebnis eines gentechnischen Experimentes sieht, hat nichts mit seiner Literaturempfehlung zu tun: »Mir liegt einfach Kafkas Stil, das scheinbar Realitätsfremde.« Sehr modern erscheine der Klassiker zudem, begründet er, weil man beim Lesen die Gelegenheit erhalte, über das eigene Verhalten gegenüber Andersartigem nachzudenken.
Privat kommt Hallmann derzeit kaum zum Lesen: »Meine Lektüre besteht aus Publikationen und wissenschaftlichen Arbeiten«, bedauert er.

Artikel vom 03.02.2006