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Handwerk hofft auf Trendwende

Mangelnde Qualifizierung beklagt

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Die Zahl der Handwerksbetriebe im ostwestfälisch-lippischen Handwerk ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Gleichzeitig sank die Zahl der Beschäftigten von 130000 auf 126000. Für das laufende Jahr hofft die Kammer auf eine Trendwende.

Mit 21051 Betrieben sei »erstmals die 21000-er Marke übersprungen« worden, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Michael Heesing, gestern in Bielefeld. 2326 Betriebe wurden gegründet, während 1806 Firmen aus der Handwerksrolle gelöscht wurden. Insgesamt ein Plus von 2,5 Prozent.
Von einer »Gründerwelle« könne jedoch keine Rede sein, betonte Heesing. Die Entwicklung hänge vielmehr mit der im Jahr 2004 geänderten Handwerksordnung zusammen, als die Meisterpflicht in 53 von 94 Vollhandwerken abgeschafft wurde. Dies habe in den zulassungsfrei gewordenen Branchen zu einem Gründungsboom geführt. Mehr und mehr Gründer wagten den Schritt in die Selbständigkeit »ohne jeglichen Qualifikationsnachweis.«
Besonders viele Firmen-Neugründungen habe es bei den Fliesenlegern gegeben. Nach den Worten des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers Wolfgang Borgert sei es bedenklich, dass acht von zehn Existenzgründern weder eine fachliche noch eine kaufmännische Qualifikation nachweisen konnten. Der Fliesenleger gehört - wie auch der Gebäudereiniger und der Raumausstatter - zu den Berufen, für die man weder Meister- noch Gesellenbrief benötigt.
Trotz eines Umsatzminus von 2,5 Prozent auf 10,75 Milliarden Euro der Handwerker in der Region gebe es nach fünf Jahren Stagnation erste Anzeichen für eine verbesserte Lage, sagte Kammerpräsidentin Lena Strothmann. Sie glaubt, dass aus dem »Hoffnungsfunken« in diesem Jahr ein »Konjunkturfeuerwerk« werden könnte. Strothmann begründet ihren Optimismus mit den von der Politik beschlossenen Maßnahmen, die dem Handwerk zusätzliche Impulse geben sollen. Dazu gehöre die steuerliche Absetzbarkeit von Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten von bis zu 20 Prozent der entstandenen Arbeitskosten (bis 600 Euro/Jahr). Beispiel: Bei einer Rechnung für Malerarbeiten von 2000 Euro, davon 1500 Euro Lohnkosten, würde der Auftraggeber 300 Euro sparen.
Rückläufig ist die Zahl der Insolvenzen. 2005 wurde 118 Pleiten im OWL-Handwerk registriert.

Artikel vom 02.02.2006