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Spielebranche im WM-Fieber

In Nürnberg dreht sich fast alles um Fußball - Weltmeister Thon puzzelt

Von Bernhard Hertlein
Nürnberg (WB). Ob Mozarts kleine Nachtmusik oder das Dampfen der neuen Märklin-Eisenbahn, ob das Knurren der plüschigen »Nintendögs« oder das Summen der in diesem Jahr ihren 30. Fernseh-Geburtstag feiernden Biene Maja: Im WM-Jahr geht auch auf der Spielwarenmesse in Nürnberg alles im Torjubel der Fußball-Fans unter.

An Bastian Schweinsteiger, dem Vielleicht-Weltmeister von 2006, biss sich Olaf Thon, Mitglied der Weltmeistermannschaft von 2005, die Zähne aus. Fast eine Stunde brauchte der Ex-Schalker, ehe er den kleinen Puzzle-Ball mit dem Konterfei des Münchner Bayern fertig hatte. Trotzdem, so sagt er, sei Puzzlen leichter als Weltmeister werden. Hersteller Ravensburger hofft auf zehn Millionen Euro zusätzlichen Umsatz durch die WM. Einen Großteil sollen - neben den Quizspielen - die ballrunden Kugelpuzzles beisteuern. Schon 2005 konnte die Nummer 4 im deutschen Spielwarenmarkt den Umsatz mit dem Produktfeld von 1,7 auf 3,4 Millionen Euro glatt verdoppeln.
Uno, Ligretto, Yatzi, Skat: Es gibt kaum ein Karten- oder Würfelspiel, das nicht auf den WM-Zug springt. Beim Fußball-Monopoly werden die Straßen zu Nationen, die Bahnhöfe zu Stadien und die Gemeinschafts- zu Schiedsrichterfeldern. In der Schloßallee wohnen natürlich die Brasilianer, in der Parkstraße überraschend die Tschechen. Die deutsche Elf muss bei Parker mit der vergleichsweise »billigen« Münchner Straße Vorlieb nehmen.
Glaubt man der Spielwaren-Branche, ist Brasilien auch 2006 der ganz große WM-Favorit. An den meisten Ständen dominieren die Farben Gelb-Blau. Superstar Ronaldinho ist unter anderem "Pate" für den neuen Bobby Car-Flitzer - natürlich in Gelb-Blau. Auf Deutschland setzt dagegen vor allem Revell. Mit acht Stars spielt fast die komplette deutsche Nationalmannschaft für den Modellbauer aus Bünde. Neu ins Kick-O-Mania-Team wurde zur Nürnberger Spielwarenmesse Bastian Schweinsteiger aufgenommen. Liefen die Asse bisher nur im Vereinsdress auf, so tragen sie jetzt auch die schwarzweißen Nationaltrikots.
Ein echter Hingucker sind Fußball-Stadion und -Figuren von Playmobil. Wer seinen »Bums« schon mal für die WM 2010 oder 2014 trainieren möchte, kann dies mit einem neuen, die Geschwindigkeit des Balls messenden Experimentierkasten von Kosmos.
Nun soll es Menschen geben, bei denen König Fußball selbst im WM-Jahr noch ins Abseits läuft. Weil der Fan sie leicht als nervig empfindet, erfand Sigikid das »Fußball-Luder«. In dem Sporttrikot steckt ein heiter blickendes, knallig rosarotes Schweinchen.

Artikel vom 02.02.2006