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Wohnt immer noch in ihrer Wohnung an der Friedrichstraße: Geburtstags-»Kind« Liesel Vollmer.

Ein Gottesdienst zum Geburtstag

Liesel Vollmer wird 100 Jahre - »Am schönsten ist's im warmen Bett«

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Sie hat den Kaiser erlebt, zwei Weltkriege und die Wiedervereinigung Deutschlands. Der Kopfhörer, mit dem sie den Stimmen von Fritz Wunderlich und Hermann Prey vom Plattenteller lauscht, hängt griffbereit über der Sessellehne. Und sie ist froh, noch allein in der eigenen Wohnung zu leben. Heute, 7. Februar, feiert Liesel Vollmer, geborene Kramer, ihren 100. Geburtstag.

»Der schönste Augenblick des Tages ist der, wenn ich abends in meinem vorgewärmten Bett liege und noch etwas lesen kann«, sagt die Jubilarin. Freilich hat die Sehkraft mit den Jahren nachgelassen. Das Interesse am persönlichen wie am Weltgeschehen ist jedoch geblieben.
33 Jahre wohnt die Bielefelderin immerhin schon in ihrer Wohnung an der Friedrichstraße 27a. Unweit dieses Domizils ist sie vor einem Jahrhundert auch geboren. Nach dem Besuch der Luisen-Real- und der Höheren Handelsschule arbeitete sie zunächst in der Kreis-, später dann in der Stadtsparkasse. Liesel Vollmer hat sowohl ihre beiden Ehemänner als auch Tochter Ingrid überlebt. Dafür erfreut sie sich an zwei Enkeln und fünf Urenkeln.
Den Alltag bewältigt die rüstige Seniorin, so gut es geht, noch allein. Um 8 Uhr steht sie auf, dann kommt der Pflegedienst der Reformierten Gemeinde. Das Mittagessen rollt an auf Rädern. Später kümmert sich Ernst-August Tebbe um seine Nachbarin, kauft ein. »Ohne ihn könnte ich gar nicht mehr in meiner Wohnung sein«, sagt Liesel Vollmer. Die beiden kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Im Sommer fahren sie oftmals auch gemeinsam ins Grüne.
Zum 100. Wiegenfest von Liesel Vollmer veranstaltet die Reformierte Gemeinde, deren Mitglied die gläubige Christin ist, heute ab 11 Uhr einen Abendmahlsgottesdienst in der Süsterkirche. Hier wurde das Geburtstags-»Kind« auch getauft, konfirmiert und getraut. Anschließend findet ein Empfang im Großen Saal des Gemeindehauses an der Güsenstraße 16-18 statt.

Artikel vom 07.02.2006